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Dieter Hoof Das
Brandenburger Tor in Berlin La porte de Brandenbourg à
Berlin et la passion des collectionneurs
|
I.. | Die
immense Vielgestaltigkeit der Brandenburger-Tor-Thematik. Systematische Zusammenstellung der Gattungen von Sammelobjekten |
II.. | Literaturliste zum Brandenburger Tor mit ergänzenden Hinweisen |
Eine erweiterte Fassung dieses Beitrages ist in Buchform erschienen:
Dieter H o o f: Das Brandenburger Tor in der Welt der Bilder, Zeichen und Symbole - Aspekte eines weit reichenden Sammelgebietes. Verlag Monsenstein und Vannerdat, EDITION OCTOPUS, Münster 2007. 171 Seiten, 17 x 24 cm, 132 Abbildungen. Kartonierte Ausgabe.
Preis: Euro 17,80. ISBN 978-3-86582-513-1. Direktbestellung auch per E-Mail: vertrieb@mv-verlag.de
Das Buch wie auch schon dieser Beitrag setzen Akzente, welche die Regeln der derzeitigen Verbandsphilatelie hinter sich lassen. Damit wird zugleich der große Kreis derjenigen Sammler angesprochen, die nicht einem Verein angehören.
Hinweis: Sofern im Folgenden
abgekürzte Literaturangaben vorkommen, findet man in
der beigefügten, ausführlichen "Literaturliste
mit ergänzenden Hinweisen", Kapitel A bis F, die vollen
bibliographischen Angaben (Philatelistisches meist in D). Auf Kataloge
wird nicht eigens verwiesen. Bei bekannten philatelistischen Katalogen
werden die üblichen Abkürzungen benutzt, z.B. Mi. (Michel)
und Bo. (Bochmann, Katalog der deutschen Gelegenheitsstempel).
I. | Das Brandenburger
Tor: Geschichte und Zeitgeschichte, überwiegend philatelistisch |
Einleitung |
Nur selten ist ein Sammelthema so vielgestaltig und interessant wie "Das Brandenburger Tor", und zwar nicht nur, was die Sammelobjekte an sich anbetrifft, sondern auch hinsichtlich der Zusammenhänge und Hintergründe, die durch die Sammelobjekte aufgeschlossen werden. Das Brandenburger Tor hatte im Verlauf seiner nunmehr über zwei Jahrhunderte währenden Geschichte eine hohe symbolhafte Bedeutung für die verschiedenen politischen Herrschaftsformen und für die Menschen dieser Epochen, natürlich besonders für die Berliner. Aber es gilt auch als das bekannteste Gebäude in Deutschland, und es ist darüber hinaus in der ganzen Welt bekannt. Im folgenden möge neben den ernsthaften Erörterungen über dieses Tor auch vergnüglichen Plaudereien eines engagierten Liebhabers Raum gegeben werden.
Die abwechslungsreiche und bewegende Geschichte
des Brandenburger Tores in baulicher, politischer und kultureller Hinsicht
soll hier nicht neu geschrieben werden. Darüber gibt es ausführliche
Untersuchungen und Darstellungen. Bedeutsame Werke, auch solche, die sich
mit besonderen Aspekten des Tores beschäftigen, sind nach der Wende
in Deutschland 1989 erschienen. Diese, sowie früher erschienene Bücher
und Artikel sind in der beigefügten Literaturliste zusammengestellt.
Der dem Brandenburger Tor zugeneigte Sammler wird an Hand der aufgeführten,
seine Bemühungen stützenden Arbeiten zwangsläufig zum Spezialisten
für die Geschichte des Bauwerks und für seine symbolhafte Bedeutung.
Die Abbildungen in diesem Beitrag
können, auch wenn es sich um eine größere Anzahl handelt,
dennoch nur punktuelle Hinweise auf Belege und Einzelthemen zum Gesamtthema
"Das Brandenburger Tor" liefern, angesichts der Vielfalt und
Verzweigtheit des Sammelgebietes.
1. | Am
Brandenburger Tor verdichtet sich Geschichte, nicht nur die der Potentaten |
Von Anbeginn an war das Brandenburger Tor Bühne für öffentliche große Ereignisse und Feierlichkeiten wie auch Fixpunkt nationaler Identifikation. Schon Napoleon nahm bei seinem Einzug in Berlin 1806 seinen Weg durch das erst wenige Jahre zuvor durch Karl Gotthard Langhans errichtete, repräsentative Bauwerk. Die Quadriga von Gottfried Schadow verschleppte er dann aber nach Paris. (Nach seiner Niederlage wurde diese 1814 im Triumphzug wieder zurückgeholt.) 1864 nach dem Deutsch-Dänischen Krieg, 1866 nach dem Deutschen Krieg und 1871 nach dem Deutsch-Französischen Krieg fanden feierliche Einzüge der siegreichen Truppen von der Tiergartenseite her statt. Bei dem letzten der genannten Siege war es Kaiser Wilhelm I., der, von Versailles kommend, in das soeben zur Reichshauptstadt gewordene Berlin einritt. (Von den bombastischen Ereignissen 1866 und 1871 gibt es frühe authentische Photos, siehe Arenhövel / Bothe 1991, S.288/82; Kindler 1956, S.31.) Auch 1918 zogen die heimkehrenden Truppen durch des Brandenburger Tor in Berlin ein.
So konnte sich im Verlauf des 19.Jahrhunderts
der Symbol-Charakter des Bauwerks etablieren. Im Bewusstsein der Herrschenden
wie des Volkes schrieb sich mehr und mehr fest, dass das Brandenburger
Tor mit "Bedeutungen" versehen werden kann. Über "Symbol"
und "Bedeutung" im Brandenburger-Tor-Zusammenhang werden wir
im Folgenden noch weiter nachforschen, zumal es in späterer Zeit
keineswegs bei den ernsthaften "vaterländischen" Bedeutungen
des Brandenburger Tores geblieben ist. Aber schlagen wir zunächst
noch eine Brücke zur Gegenwart.
Während des Spartakus-Aufstandes 1919 gingen Maschinengewehrposten auf dem Tore in Stellung. In den Goldenen Zwanzigern war das Tor wiederum mitten im politischen und kulturellen Geschehen. Wenige Jahre später benutzte ein Diktator die Straße durch das Tor für seine Aufmärsche, und auf dem Wege zur Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 fuhr er mit propagandistischem Aufwand durch dasselbe. Ein anderer ließ eines Tages das Tor hinter einer Mauer verschwinden. Präsident Reagan sprach vor dem Tor die berühmten Worte: "Mr. Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor!" Helmut Kohl und ganz Deutschland feierten dort die Wiedervereinigung. Im Jahre 1996 geleitete Helmut Kohl den Heiligen Vater durch das Tor... Im gleichen Jahr erschien das 270 Seiten dicke Buch von Hagen Schulze: K l e i n e Deutsche Geschichte mit 122 Bildern aus dem Deutschen Historischen Museum (Verlag J.H. Beck). Den Umschlag in Himmelblau ziert eine groß ins Bild gesetzte Quadriga. Man hat förmlich den Eindruck, dass das Gespann hergetrabt kommt. Das Brandenburger Tor wird im Übrigen seit langem als bevorzugtes Titelbild-Motiv auf sehr vielen Büchern unterschiedlichster Thematik erwählt. - Ich selbst habe jüngst im Raum der Stille, der sich im nördlichen Torflügel befindet (dort, wo 150 Jahre früher ein Rohrpost- und Telegraphenamt untergebracht war), über Deutschland und die Welt nachgedacht und im nahe gelegenen literarischen Café Zeitungen gelesen.
Um noch einmal auf
die Quadriga zurückzukommen: Bis heute ist nicht geklärt - und
wird wohl nie geklärt werden - ob die Göttin, die das Gespann
lenkt, nun eine Friedensgöttin oder eine Siegesgöttin darstellt,
eine Eirene oder eine Nike/Viktoria. Verfasser sieht sich außer
Stande, hierzu eine begründete Ansicht zu haben.
Zu allen Zeiten seit seiner Erbauung war am Brandenburger Tor immer etwas los. Das Bauwerk war nicht nur Bühne für die Präsentation berühmter Persönlichkeiten des monarchistischen Lebens und einzuholender Bräute von Prinzen. Auch Persönlichkeiten des kulturellen Lebens, berühmte Atlantik-Flieger, Stars und Sternchen, Sportler und Abenteurer, Gruppen, Vereine und Firmen, alle möglichen, skurrilen Typen wurden hier ins Licht gesetzt oder haben sich selbst ins Licht zu setzen versucht. Neue Auto-Modelle fuhren und fahren noch heute hier vor, wegen des Bildhintergrundes. Man kann dicke Bücher mit Geschichten füllen, die mit dem Brandenburger Tor verknüpft sind, und große Bände mit Bildern über Ereignisse, die zwischen Tiergarten und Unter den Linden stattgefunden haben. Bei allen diesen Betrachtungen ist auch ein hohes Maß an Kontemplation mit dabei, sozusagen abgehoben vom pulsierenden Leben in der großen Stadt.
Die geschichtlichen Zusammenhänge, in denen das Brandenburger Tor gestanden hat, die dort stattgefundenen Ereignisse, die Vereinnahmungen und Verfremdungen des Tores haben sich in den verschiedensten sammelfähigen Belegen niedergeschlagen. Das sind sehr viele, und man kann sie in zahlreiche Gattungen einteilen. Man schaue nur in unsere Zusammenstellung Die immense Vielgestaltigkeit des Themas... hinein. Der interessierte Blick richtet sich - zunächst wohl mehr theoretisch - auf alles, was für eine Brandenburger-Tor- Sammlung in Frage kommen könnte. Neu hinzu kommende Sammler mögen dadurch fürs erste in Staunen geraten und vielleicht verzagen. Aber bei näherem Zusehen zeigt sich, dass viele Bereiche dessen, was alles zum Brandenburger Tor dokumentiert und gesammelt werden kann, in sich so geschlossen sind, dass man sie auswählen und sich so beschränken kann. Ein Kunstfreund wird es doch auch nicht dem Louvre gleichtun wollen.
Das Schwergewicht dieses Beitrages liegt in der Philatelie, und zwar im umfassenden Sinne. Es gibt faktisch keine philatelistische Gattung, in der nicht Sammelstücke und Belege zur Brandenburger-Tor-Thematik vorkommen. Auch das erweist ein Blick in unsere Zusammenstellung.
Wussten Sie schon, dass es mehr ausländische Briefmarken mit dem Brandenburger Tor gibt als deutsche? Den ca. 70 deutschen Marken aus den Gebieten Deutsches Reich, Nachkriegs-Bizone, Bundesrepublik, Berlin und DDR stehen an die 95 ausländische Marken gegenüber. Viele dieser Marken befinden sich auch auf Briefen, die für philatelistische ebenso wie für sachkundliche und zeitgeschichtliche Zusammenhänge aufgeschlossen werden können. Selbst die – zum Glück nicht sehr zahlreichen – von sog. "Raubstaaten" herausgegebenen Marken kommen ja nicht von ungefähr.
Und was die Sonder- und Werbestempel anbetrifft: Der betreffende Katalog der Arbeitsgemeinschaft Brandenburger Tor umfasst bislang über 200 deutsche Stempel mit dem Brandenburger-Tor-Motiv, ohne Berücksichtigung der ortsverschiedenen Serienstempel. Mit den letztern zusammen kommen wir auf über 400 Stempel. Hinzu kommen ausländische Stempel mit dem Motiv.
Des weiteren kann man inzwischen ca. 370 Absenderfreistempel aus Deutschland zusammentragen und wiederum auch einige aus dem Ausland. Behörden, Organisationen und Firmen haben das Brandenburger Tor in den verschiedensten Zusammenhängen in ihren Werbeeinsatz aufgenommen. Zum Beispiel führt die Deutsche Zentrale für Tourismus das Brandenburger Tor seit 1990 im Logo, und demzufolge finden wir es bei den meisten ihrer Niederlassungen in aller Welt auch im Absenderfreistempel.
Um noch ein modernes Sammelgebiet zu nennen: Es gibt derzeit schon über 300 Telefonkarten, auf denen das Brandenburger Tor vorkommt, deutsche wie ausländische. Dem Verfasser sind allein 23 einschlägige japanische Telefonkarten bekannt.
Nicht zu übersehen ist für den fortgeschrittenen Sammler des Brandenburger-Tor-Motivs die Rolle, welche dieses Bauwerk im Postkrieg während der gesamten Zeit gespielt hat, in der es die DDR gab. Denn das Tor steht noch soeben auf dem Gebiet von Berlin-Mitte und gehörte damit zu Ost-Berlin. Westberliner und bundesdeutsche Markenausgaben sowie Sonderstempel mit Darstellungen des Brandenburger Tores waren der DDR, der Sowjetunion und manchen Ostblockländern ein Dorn im Auge, so dass diese Länder die mit den betreffenden Marken und Stempeln versehehen Sendungen zurückwiesen. Spezialisten, so unter andern H.J. David in Siegen, haben sich den langdauernden Spaß geleistet, solche Belege mittels fingierter Adressen (da die Sendungen ja doch zurückgesandt wurden) absichtlich hervorzubringen sowie nach Marken und Zurückweisungsmerkmalen zu typisieren und sie dann zu vermarkten. Von Dedo Burhop in Stollham stammt der inzwischen unentbehrliche Spezialkatalog Postkrieg, natürlich nicht nur mit beanstandeten Brandenburger-Tor-Belegen (siehe Lit.-Verz.). Das millionenfache "Dastehen" des Brandenburger Tores auf den kleinen Briefmarken aus dem Westen hat die Polit-Funktionäre der Ostblockländer damals ungemein provoziert. – Und so können wir in allen Sammelgattungen, die etwas mit dem Brandenburger Tor zu tun haben, auf die Suche gehen, überall werden wir fündig, oft sogar in großem Umfang.
Brandenburger-Tor-Sammler, die sich schwerpunktmäßig im Bereich der Philatelie bewegen, werden meist gerne über den "Tellerrand" schauen, denn viele philatelistische Belege stehen wie angedeutet in einem Zusammenhang mit zeitgeschichtlichen Ereignissen, welche, wenn man sie bewusst macht, die Belege zum Sprechen bringen können. Man muss nur darauf achten, dass die in einen Zusammenhang eingebrachten philatelistischen Belege den philatelistischen Grundsätzen entsprechen, dass man keine "Mache" verwendet, und dass die thematische Aussage stimmt. Das gilt gerade auch dann, wenn die philatelistischen Belege im Sinne der Offenen Klasse (siehe im folgenden, Kap. 4) mit Belegen aus anderen Sammelgattungen kombiniert werden.
Natürlich hat auch eine rein philatelistische Bearbeitung eines Themas im Brandenburger-Tor-Zusammenhang ihren erheblichen Reiz. Man denke an marken- oder stempelkundliche Katalogsammlungen unter Berücksichtigung von Untertypen und Abarten.
Im folgenden werden zwei Beispiele skizziert, in denen philatelistische und weitere Belege in eine Verbindung gebracht worden sind.
Zu den zentralen Themen der Deutschland-Philatelie
im Allgemeinen und des Sammelgebietes "Brandenburger Tor" im
Besonderen gehört seit bald anderthalb Jahrzehnten "Die deutsche
Wiedervereinigung 1989/90", kurz "Die Wende". Hierbei ist
der Zusammenhang mit den Ereignissen vorher und nachher wichtig. Zeitungsbeiträge
und Ansichtskarten-Dokumentationen aus West und Ost sind zur Ergänzung
fast unabdingbar. Die philatelistischen Quellen zur Wiedervereinigung
fließen jedenfalls reichlich, und sie sind auch sehr vielfältig,
wobei wir uns wohlgemerkt auf das Brandenburger Tor und seine Stellung
im Prozess der deutschen Einheit beschränken. Aber damit haben wir
ja auch den bemerkenswertesten Platz im Geschehen der Wende zum Bezugspunkt
unseres Eifers gemacht. Man kann der Verlauf der Ereignisse, schon wenn
man sich nur auf den Brandenburger-Tor-Zusammenhang beschränkt, ausführlich
mit philatelistischen Mitteln belegen und damit ein dickes Album füllen.
(Der deutschen Einheit unter dem Gesamt-Aspekt widmet sich die Forschungsgemeinschaft
für Philatelie und Postgeschichte Deutsche Einheit e.V. Kontakt:
Helmut Miertzsch, www.forge-deutsche-einheit.de)
Leuchten wir einmal ohne systematische Absicht
und ganz fragmentarisch in das Thema hinein: Pfingsten 1987 fand das berühmte
Rockkonzert vor dem Reichstag statt, bei dem die auf der Ostseite durch
die Mauer am Brandenburger Tor abgesperrten Fans tausendfach den Slogan
Die Mauer muss weg skandierten. Dieses Vor-Ereignis der Wende ist
philatelistisch nicht dokumentierbar, desgleichen nicht die Rede, die
Präsident Reagan in derselben Woche am Brandenburger Tor hielt
und dabei Gorbatschow aufforderte, das Tor zu öffnen. Aber
Photos dieser Ereignisse, wie sie durch alle Zeitungen und Illustrierten
gingen, können hervorragend als thematische Einleitung in unsere
Ausarbeitung "Die Wende" dienen. Anderthalb Jahre später,
in den ersten Tagen der Wende ab dem 9. November 1989, sind vielerlei
schnell fabrizierte, philatelistisch kaum immer einwandfreie Belege entstanden
(die aber in der zeitlichen Distanz anfangen, interessant zu werden!).
Zahlreiche Belege zur Wende-Thematik, meistens mit einem Absenderfreistempel,
der das Brandenburger Tor im Deutschland-Umriss zeigt, stammen von dem
Händler Christian Wapler, Berlin. – Vom Januar 1990 datiert
die erste Telefonkarte zum Thema K 39 01.90. Darauf ist eine Graphik des
Tores hinter einem Mauerdurchbruch zu sehen. – Am wichtigsten ist
dann die DDR-Marke zu 50 Pf mit dem Brandenburger Tor aus dem Satz Bauwerke
und Denkmäler vom 2. Juli 1990 geworden (erste DM-Ausgabe, Mi.
3346), welche in mehreren Erscheinungs- und Erhaltungsformen vorkommt
(als Bogenmarke, im Markenheftchen und im Markenheftchenbogen mit Leerfeldern,
als Rollenmarke und als Ganzsachen-Wertstempel) was sich philatelistisch
reichhaltig dokumentieren lässt. Die DDR-Marken ab dem 2. Juli 1990
waren aber nicht nur im Verkehrsgebiet Ost, sondern auch in im Verkehrsgebiet
West mit Westberlin gültig, das heißt in drei Postgebieten
mit verschiedenen Gebührensätzen.
Wer damals aufmerksam war, konnte aus der Bedarfspost in Deutschland eine
differenzierte Sammlung mit allen verschiedenen Portosätzen und mit
mancherlei Mischfrankaturen aufbauen (was mit erheblicher Anstrengung
natürlich auch heute noch möglich wäre). Es sei dem Leser
/ Sammler überlassen, alle Möglichkeiten, die sich aus dieser
postalischen Situation ergaben, einmal zusammenzustellen. – Besondere
Aufmerksamkeit erforderte damals ein von den Bundesministerien und zahlreichen
weiteren (allen?) Dienstellen des Bundes geführter Freistempel mit
Werbeeinsatz Einigkeit und Recht und Freiheit – Tag der Deutschen
Einheit 1. Oktober 1990 mit Abbildung des Brandenburger Tores. Ich
habe von Sammlern gehört, die diesen Freistempel komplett haben sollen!
– Im November 1990 erschien in der Bundesrepublik die Markenausgabe
Erster Jahrestag der Öffnung der innerdeutschen Grenzen mit
Brandenburger Tor und Mauerdurchbruch (zwei Werte als Einzelausgaben und
im Block (Mi. 1481/82). Die Marken sind auf vielfältigen zeitgeschichtlichen
Belegen zu finden, unter anderem auch auf einer Reihe verschiedener amtlicher
Ersttagsbelege, was in dieser Menge nur durch den besonderen Ausgabe-Anlass
gerechtfertigt werden kann. Vom 9. November datieren auch ein deutscher,
ein amerikanischer und ein russischer Sonderstempel mit dem Tor anlässlich
der Philatelia 1990 in Berlin. Viele weitere Belege zur deutschen
Einheit wären noch anzuführen, auch die ausländischen Markenausgaben.
Aber das alles zusammen ergäbe ein eigenes interessantes Buch...
Die hier vorgelegten Abbildungen aus verschiedenen Gattungen sind nur
als Anregung zu verstehen, sich dem besonderen Thema "Die deutsche
Einheit unter dem Blickpunkt des Brandenburger Tores" zuzuwenden.
(b) D e r 13. A u g u s t 1961 i n DDR - S i c h t
Unser weiteres Beispiel
für die Erarbeitung zeitgeschichtlich-philatelistischer Zusammenhänge
ist nicht so frohgemut. Es ist förmlich das Anti-Thema zur deutschen
Einheit und hat einen zeitlichen Rahmen, der vom Mauerbau an dem bewussten
Datum bis nahe an die Wende und - mit zwei letzten, nichtphilatelistischen
Belegen – noch über die Wende hinaus reicht. – 1971 erschien
in der DDR die Markenausgabe 10 Jahre antifaschistischer Schutzwall
... mit zwei Werten (Mi. 1691/92), jeder Wert mit dem Brandenburger
Tor, wobei auf einem Wert zwei Kämpfer vor dem Tor zu sehen sind.
– Auf der DDR-Briefmarke 20 Jahre Kampfgruppen der Arbeiterklasse
von 1973 (Mi. 1875; in einem Zweiersatz) sind vier Kampfgruppen-Angehörige
(= Berliner Arbeiter) mit vorgehaltenem Maschinengewehr vor dem Brandenburger
Tor auf der Tiergartenseite postiert zu sehen, wie sie am 13. August 1961
die faschistischen Provokateure aus dem Westen abwehren. Die Darstellung
beruht auf einem damals und später von den DDR-Medien weit verbreiteten
Pressephoto, auf dem man erkennt, dass es die vier tapferen Kämpfer
wirklich gibt. 20 Jahre später wurden die Vier zu Propaganda-Zwecken
erneut ans Tor gerufen. Wie aus dem betreffenden Pressebeitrag vom 8./9.
August 1981 mit Photo zu ersehen ist, diskutieren unsere inzwischen in
reiferes Alter gekommenen Herren politisch verantwortungsbewusst mit zwei
jungen Soldaten der Grenztruppen über ihre damalige Friedenswacht.
(Siehe hierzu die nachfolgenden Bilder.)
Auch das Sammelgebiet der Orden und Ehrenzeichen hat etwas zu unserem
Spezialthema zu bieten, nämlich unter anderem eine Verdienstmedaille
Für hervorragende Kampf- und Einsatzbereitschaft. Diese an
einer Schleife getragene Auszeichnung zeigt wiederum Kämpfer mit
vorgehaltener Waffe am Brandenburger Tor und das Erinnerungsdatum 13.
August 1961. (Es gibt noch mehr Objekte in dieser Richtung; in den
Wochen nach der Wende konnte man das alles – weil in der DDR uninteressant
geworden – bei fliegenden Händlern am Pariser Platz erwerben.
Das war eine interessante Zeit damals!)
Im August 1986 gab die DDR-Post eine Briefmarke 25 Jahre antifaschistischer Schutzwall heraus, auf der tapfere Grenzsoldaten der DDR-Spätzeit am Brandenburger Tor zu sehen sind, wie sie erfreut von einer FDJ-Angehörigen rote Nelken überreicht bekommen (Mi. 3037). Auf dem offiziellen Ersttagsbrief zu dieser Ausgabe ist nochmals unter einem roten Brandenburger Tor zu lesen 25. Jahrestag antifaschistischer Schutzwall. Der Brief wurde wegen des politischen Textes auf der Außenseite von der Bundespost zurückgewiesen und stellt somit einen der letzten deutsch-deutschen Postkriegsbelege dar.
Die Geschichte der vier Tapferen vom 13. August 1961 geht aber noch weiter, denn auf dem Ostberliner Festumzug zum 750-jährigen Stadtjubiläum 1987 konnte man auf einem Festwagen die Kampfszene vom 13. August 1961 theatralisch nachgestellt sehen, mit einem Brandenburger Tor und mit vier lebendigen MP-Bewaffneten – wie damals. Was mögen sich die Zuschauer dabei gedacht haben? – Nach der Wende schließlich hat das DDR-Satire-Magazin Eulenspiegel 34/1990 die bekannte Szene auf seinem Titel erneut aufgegriffen, den Vieren aber nunmehr Narrenkappen verpasst und den Beitrag überschrieben mit Die Mauer bleibt offen! Aktion '13. August' fehlgeschlagen. – Auch heute (November 2003) ist das Thema nicht vergessen. Jüngst erwarb ich bei Berlin Story Unter den Linden eine Ansichtskarte des Festwagens von 1987 mit Darstellung der Szene (Bien & Giersch Projektagentur GmbH, Berlin),wobei des Besondere der unter den Zuschauern fröhlich grüßende Erich Honecker darstellt, neben dem dann noch seine Frau Margot sitzt. Übrigens hatte der Festwagen – wie auf diesem Bilde deutlich zu sehen – auf beiden Seiten je vier tapfere Kämpfer, und die Quadriga hatte auch zweimal vier Rösser, weil ja den Zuschauern auf beiden Seiten der Straße etwas geboten werden sollte. – Da ich mich seit langem mit dieser Geschichte beschäftigt habe, würde ich gerne erfahren, was aus den vier ursprünglichen Herren geworden ist, die inzwischen so wie ich in das Alter gekommen sind. Vielleicht werden sie auf diesen Beitrag aufmerksam und senden eine E-Mail? (Sofern sie mir ob des Vorstehenden nicht böse sind.)
Jedes unserer beiden
Beispiele schließt einen besonderen zeitgeschichtlichen Zusammenhang
auf. Im Falle des Themas Die Wende 1989/90 wird der Zusammenhang
primär mit philatelistischen Mitteln, ergänzt durch Belege aus
anderen Sammelgebieten, hergestellt. Das andere, im Grunde makabre Thema
Der 13. August 1961... beginnt mit "Jubiläums"briefmarken,
die unter anderem das Brandenburger Tor zeigen, worunter sich eine befindet,
auf der durch die "Momentaufnahme" mit den vier Kampfgruppenangehörigen
eine politisch verlogene Aussage transportiert wird. Der "Karriere"
dieses Bildes nachgehend konnten wir eine über Jahrzehnte währende
ideologische Verdrehung in den DDR-Medien anschaulich machen. Eine nochmalige
Bekräftigung dieser Verdrehung findet 1986 wiederum auf einer Briefmarke
– und, was nachzuprüfen wäre, gewiss auch in anderen Medien
– statt und ein Jahr später dann noch im Berliner Festumzug,
bis nach der Wende in einer Satire mit der Polit-Lüge aufgeräumt
wurde. Das Beispiel zeigt, wie eine thematische Ausarbeitung unter Umständen
durch eine einzelne Briefmarke angeregt sein kann.
4. Die "Offene Klasse"
in der Philatelie des Brandenburger Tores
Viele Brandenburger-Tor-Belege kann man in entsprechender Weise wie in den beiden gezeigten Beispielen zum Sprechen bringen, so dass Vorgänge und Sachverhalte aus dem Zeitgeschehen anschaulich werden. Oder umgekehrt formuliert: Zeitgeschichtliche Vorgänge und Sachverhalte können oft mit philatelistischen Mitteln und ergänzenden Belegen dargestellt werden. Natürlich ist es ein erheblicher Aufwand, jede Geschichte um ein Marken-, Stempel- oder Brief-Thema so ausführlich auszubreiten. Meist reichen fürs erste Notizen und erhaltene Hinweise im Album aus, um einen weitergehenden Zusammenhang festzuhalten. Der verstorbene, bei Sammlern der Brandenburger-Tor-Thematik wohlbekannte Senatspräsident Hansjürgen Glubrecht ließ es sich in seinen Beiträgen in der früheren, renommierten Zeitschrift Die Sammlerlupe angelegen sein, solche Zusammenhänge, die über die philatelistischen Aspekte im engeren Sinne hinausgehen können, spannend darzustellen (siehe Literaturliste, Teil D). Die an unseren Beispielen aufgezeigte Art und Weise des weitergehenden, nachforschenden Sammelns ist auch in der organisierten Philatelie anerkannt, wo sie auf Ausstellungen unter dem Oberbegriff Offenen Klasse firmiert. Die Vorlagen in dieser Studie gehen allerdings mit den eingefügten ausserphilatelistischen Belegen rein quantitativ bereits über die Empfehlungen für die Offene Klasse hinaus. Schon als es den Begriff der Offenen Klasse noch nicht gab, hatte sich Hansjürgen Glubrecht, der in unglaublicher Intensität einzig die Brandenburger-Tor-Thematik erarbeitete (siehe Literaturliste), auf einem Vereinsnachmittag der Poststempelgilde einmal dahingehend geäußert, dass für bestimmte Bereiche die puristisch strenge philatelistische Ausstellungsordnung geändert werden müsse. Leider hat er die sich anbahnenden Veränderungen im Verständnis der "Ausstellungsphlatelie" nicht mehr voll mit gestalten können..
Verallgemeinernd kann man sagen, dass die Thematik "Brandenburger Tor" für vielfältige Ausarbeitungen im Sinne der Offenen Klasse in der Philatelie besonders geeignet ist. Denn wir haben es ja nicht nur mit einem philatelistisch dokumentierbaren Bauwerk an sich zu tun, sondern auch mit ungemein vielfältigen Zusammenhängen, in denen das Bauwerk stand und weiter stehen wird. Diese nur mit rein philatelistischen Materialien darzustellen, ist kaum immer überzeugend möglich.
In manchen Teilbereichen der Brandenburger-Tor-Thematik gebe ich wie gesagt unter Umständen den nichtphilatelistischen Materialien sogar noch mehr Raum als es beim Sammeln im Sinne der Offenen Klasse üblich ist. Denn die Sammelgegenstände sind oft viel zu interessant und aussagefähig, als dass ich sie hätte unberücksichtigt lassen können. Ein aufregendes Teilgebiet sind zum Beispiel Erinnerungsmarken, Vignetten, Aufkleber und Etiketten mit dem Brandenburger Tor. Das kann aber auch ein weiteres, eigenes Sammelgebiet werden.
Der Begriff "Offene Klasse" ist eigentlich ein unglückliches Wort, denn eine "offene" Klasse hat notwendigerweise eine "geschlossene" Klasse zum Gegenpart, wobei dann Wertungen im Sinne von "weniger gut" und "gut" mitschwingen.
Keineswegs wird in Abrede gestellt, dass auch die streng philatelistische Ausarbeitung eines Sammlungsteils im Brandenburger-Tor-Zusammenhang sehr lohnend ist, sei es im marken- und stempelkundlichen Sinne oder im Sinne der Thematischen Philatelie. Man denke daran, wie differenziert sich die Dauerserie Brandenburger Tor, erschienen von Oktober 1966 bis April 1967 (Bund Mi. 506-510; Berlin Mi. 286-290), in all ihren Erscheinungs- und Erhaltungsformen präsentiert. Zudem gibt es noch vielfältige Privatganzsachen mit diesen Wertstempeln. Und wenn wir zum Beispiel an die Postkriegs-Belege mit Marken dieser Ausgaben denken, sind wir unversehens wieder mitten in heißen Phasen der damaligen Zeitgeschichte. Die Dauerserie Brandenburger Tor ist immer für interessante Einzelthemen gut, nehmen wir etwa die Reklamen auf den Heftchendeckeln, die den Blick auf die werbenden Stellen lenken, oder betrachten wir die von der Hermann-Oberth-Gesellschaft mit dem Berliner Wertstempel herausgegebenen Privatpostkarten-Reihen zu Raumfahrt-Themen. Man kann leicht ein eigenes dickes Album mit den Marken und Belegen dieser Ausgabe füllen, und zwei weitere mit den Ganzsachen Bund und Berlin.
II. Ein wenig Theorie
für die Brandenburger-Tor-Sammlung
5. | Über Bilder, ihre Bedeutung und ihren Symbolcharakter |
Das Brandenburger Tor ist Deutschlands bekanntestes Bauwerk, und es steht für Deutschland. Auch die DDR hatte versucht, das Tor zu vereinnahmen. Das Bauwerk konnte und kann besondere Ereignisse, Sachverhalte und Probleme von nationalem Rang "symbolhaft" an sich ziehen und weiter vermitteln – an die Öffentlichkeit, an uns alle, im guten wie im verwerflichen Sinne. Dem Brandenburger Tor kommt über seine reale Existenz als klassizistischem Stadttor hinaus "Bedeutung" zu. Zunächst also die Bedeutung "Deutschland", die aber nicht eindeutig ist, sondern nach Epoche und politischem System variiert – ein gewiss nicht unbekannter Sachverhalt! Wenn Wilhelm II. um 1900 mit der Kutsche über den Pariser Platz in den Tiergarten fuhr oder die Linden entlang zu seinem Schloss ritt und dabei von den Leuten ehrerbietig gegrüßt wurde (schöne lithographierte Ansichtskarten gibt es darüber), steht das in einem anderen nationalen Bedeutungszusammenhang als eine Darstellung der Siegesfeier, welche die Rote Armee 1945 auf dem Pariser Platz veranstaltete.
Zwei der genannten Begriffe sind entscheidend: Bedeutung und Symbolhaftigkeit (Symbolik, Symbol). Es sind sogenannte "Oberbegriffe", die im folgenden erläutert und spezifizieret werden sollen. Zunächst mögen noch einige Beispiele auf die den Bildern innewohnenden Probleme konkret hinweisen.
Ein Ansichtskartenbild kann auf verschiedene Weise zum Träger einer Bedeutung werden, je nach dem, ob und wie es photographisch / realistisch oder künstlerisch gestaltet, wenn nicht gar aus Bildelementen "konstruiert" ist. – Die Darstellung des Kaisers in der Kutsche oder auf dem Pferd ist realistisch, denn genau so ist ja der Kaiser damals in Berlin immer durch das Tor gefahren oder geritten. Übrigens durfte nur er die mit einem Wachposten bewehrte Mitteldurchfahrt benutzen. Die Bedeutung des Bild-Inhaltes ergibt sich daraus, dass die Szene wegen Seiner Allerhöchsten Majestät aus dem gesellschaftlichen Ganzen herausgehoben ist. Nicht jedermanns Kutsche kommt auf einer Ansichtskarte vor.
Vom Realistischen ganz entfernt ist die Ansichtskarten-Darstellung Die Vision des verwundeten Kriegers, welche einen verwundeten bzw. sterbenden Soldaten - in Flandern etwa – in der Abenddämmerung auf dem Schlachtfeld liegend und träumend zeigt, wie ihm ein Adler mit breiten Schwingen und in irrealer Sanftheit das Eiserne Kreuz im Schnabel bringt. Am neblig-lichten Horizont vollendet sich der Traum: Dort marschieren Soldaten mit Standarten zur Siegesfeier durch das Brandenburger Tor. Diese Ansichtskarte ohne Urheber-Angabe war im Mai 1915 an eine "Kunstmalersgattin" versandt worden. Auch wenn der "Künstler" mit lauter schlachtfeld-typischen, realistischen Versatzstücken arbeitet, wie ein zerschossenes Pferd oder markige Reste von zerstörten Lafetten, so ist dennoch nichts Realistisches an dem Bilde. Hier wird im ersten Kriegsjahr ein uns heute verlogen vorkommendes Pathos durch jemanden ins Bild gesetzt, der selbst nicht auf dem Schlachtfeld blutete, der aber zu dem Zeitpunkt auf sein "Werk" noch positive öffentliche Resonanz erwarten konnte. Die ganz schweren Schlachten und die schließliche Niederlage standen ja noch bevor. Diese meine kritische Ausführung einerseits und die damals möglich gewesene positive Resonanz auf das Bild zu Anfang des Ersten Weltkrieges andererseits stellen bereits zwei "Bedeutungsebenen" dar. Das, worauf das Bild hindeutet, ist in den bald 90 Jahren seither bestimmt nicht immer gleich verstanden worden. Wir versuchen uns zu vergegenwärtigen, wie das Bild 1915, 1918, 1923, 1933, 1945, 1968 und 2004 in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen wahrgenommen worden sein könnte, welcher "gute" oder böse Sinn ihm zugesprochen wurde, eben welche Bedeutung in dem Bilde steckt. Der Leser mag diese Gedankenlinie selbst noch weiter verfolgen...Mit dem Brandenburger Tor ist es in vielerlei Hinsicht ganz anders gekommen, als es einmal vorgesehen war. Wir finden es als veränderte oder vereinfachte Darstellung in unerwarteten, ernsten, heiteren, bedeutsamen und trivialen Zusammenhängen, nicht nur in wichtigen Medien, auch auf Bierdeckeln oder Verkaufsverpackungen für Herrensocken und Wundschnellverband und wer weiß wo sonst noch... Und obendrein ist das Bauwerk gar noch verfremdet, ernsthaft oder heiter. Insbesondere die Göttin im Streitwagen mit den vier Rössern steht in der ständigen Gefahr, dass mit ihr, den Tieren und dem Fahrzeug Mutationen geschehen, die keiner in deren Wesen vermutet hat.
Entscheidend für den Umgang mit dem
herausgehobenen Bauwerk ist das Maß an geistiger Freiheit in einer
zeitgeschichtlichen Lage. In der DDR zum Beispiel hätte man schwerlich
individualistische Scherze mit dem Brandenburger Tor machen dürfen.
Das Brandenburger Tor kann aus der jeweiligen
Zeit heraus Bedeutungen an sich binden, wichtige und weniger wichtige,
und umgekehrt wird das Brandenburger Tor "von außen" auf
vielfältigste Weise als Bedeutungsträger "gebunden".
Das Bauwerk geht quasi aus eigener Kraft in die verschiedensten "Symbole"
ein, und ebenso wird es mehr oder minder sinnvoll zum "Symbol"
gemacht. Alleine aus der Philatelie können wir hierzu viele Themen
und Beispiele präsentieren. Unsere Reise in die Welt des Brandenburger
Tores wird dabei immer spannender. Aber zunächst befassen wir uns
noch etwas mit der Theorie...
6. | Fortsetzung der Theorie: Weitere Begriffe im Zusammenhang von "Bedeutung", zum vertieften Verständnis von Bildern auf Sammelobjekten |
Der Leser kann dieses und die beiden folgenden Kapitel überschlagen, dann lese er weiter bei Kapitel 9.
Mit bildlichen Darstellungen, Kunstwerken, Photographien,
Graphiken und schematisierten Zeichen beschäftigen sich insbesondere
die Fachgebiete Kunsttheorie, Kommunikationstheorie und
Medientheorie. Diese Theorien, die oft zu einander entsprechenden
Ergebnissen kommen, lassen sich hervorragend auf Sammelgegenstände
im Zusammenhang des Brandenburger Tores anwenden, seien es Briefmarken,
Gelegenheitsstempel und philatelistische Belege, Ansichtskarten und Bildkarten
oder sonstige Objekte mit ihren jeweils besonderen Bild-Themen.
(a) K u n s t t h e o r i e
In dem in der Kunstwissenschaft inzwischen schon als klassisch geltenden Werk von Erwin Panofsky, Sinn und Deutung in der bildenden Kunst (Taschenbuchausgabe Köln 1987) hat der Autor die Begriffe Ikonographie und Ikonologie zu Standard-Begriffen für die Untersuchung von Bildwerken erhoben, ursprünglich an Beispielen aus der Renaissance-Epoche. Heute können wir die Erkenntnisse von Panofsky auf Bildwerke und Medien überhaupt anwenden. Panofsky spricht in seiner charakteristischen Sichtweise von den Gegenständen und Ereignissen im Bilde. Das sind sozusagen die faktischen Gegebenheiten, wie sie von der Ikonographie als der Beschreibung der ins Bild gesetzten "Ding-Zeichen" erfasst werden. Die Ikonographie des Bildes ist die Grundlage, auf welcher kulturelle Symptome, besondere Symbole und Vorstellungen erkannt werden, womit die ungleich kompliziertere Ikonologie des Bildes angedeutet ist. (Auf Seite 50 seines Buches bringt Panofsky eine prägnante Tabelle zu den beiden zentralen Begriffen.) Vergegenwärtigen uns diesen Zusammenhang beispielhaft.
Wenn in der NS-Zeit auf Briefmarken und Ganzsachen
mit dem Brandenburger Tor Hakenkreuze, braune Marscheinheiten, Fackelträger,
die Quadriga vor strahlendem Licht erschienen, dann wurden jeweils vielfältige
Hintergrundvorstellungen und sicher auch Gefühle der Zeitgenossen
wach, im negativen oder positiven Sinne, je nach dem, ob man gegen oder
für die braunen Marschierer eingestellt war, und ob man der Goebbels'schen
Propaganda ausgeliefert war oder nicht. Als ich mit zehn Jahren wie meine
Klassenkameraden die aktuellen Briefmarken der NS-Zeit sammelte, konnte
ich noch nicht durchschauen, was sich da in mein Gehirn einfügte.
Heute erschließt sich mir in der detaillierten Bildanalyse eine
komplizierte, böse Ikonologie auf der Grundlage der Zeitgeschichte.
Und noch ein Beispiel sei angeführt:
Die Mauer vor dem Brandenburger Tor, sagen wir einmal: in den siebziger
Jahren, ist zunächst ein politischer Sachverhalt an sich (ikonographisch
beschreibbar). Aber dieser Sachverhalt kann eigentlich nur Empfindungen
von Tristesse, Trauer, Verärgerung, Wut hervorrufen, auch wenn die
Mauer zum Spielfeld für originelle Grafitti geworden ist. Das Bild
der Mauer wird ikonologisch bedeutsam als Ausdruck von negativen Gefühlen
im geteilten Land. Man kann auch sagen, dass die Bedeutungen, die
in solchen und anderen Abbildungen mit dem Brandenburger Tor liegen, durch
ikonologische Analyse im einzelnen konkret erschlossen werden können,
wobei sich dann die Ereignisse beim Mauerbau am 13. August 1961 aus der
Erinnerung zurückmelden. Betrachten wir das Bild mit dem "eingemauerten"
Tor weiter, dann kommen unsere Gedanken etwa auf die 1958 wieder aufgestellte
Quadriga mit "vereinfachtem" Siegeszeichen und mit DDR-Fahne,
besonders, wenn die Skulptur symmetrisch mitten im Bild erscheint Und
wir erinnern uns an die Ost-West-Probleme bei ihrer Wiederherstellung,
oder wir stellen uns vor, dass gerade im Moment der Entstehung des Bildes
auf dem Ostberliner Fernsehturm im Hintergrund Teilnehmer einer Besuchergruppe
nach Westen zum Tor v o r der Mauer schauen, während ihnen von der
Fremdenführerin der sozialistische Aufbau in der "Hauptstadt
der DDR" erklärt wird. Die Toten an der Mauer werden ebenfalls
stark in das Gedächtnis zurückgerufen.
(b) K o m m u n i k a t i o n s t h e o r i e
Siegfried Maser entwickelt in seinem Buch Grundlagen der allgemeinen Kommunikationstheorie (Stuttgart 2. Auflage 1973) Sachverhalte der Semiotik (der Lehre von den Zeichen) unter den Leitbegriffen Syntaktik und Semantik. Hinter "Syntaktik" verbirgt sich - in Analogie zur Sprache - die "Satzlehre" der Bilder, und "Semantik" ist wieder die Lehre von den "Bedeutungen". Allerdings schreibt der Autor in einer formalisierten, abstrakt mathematischen Sprache, was dem Leser Anstrengung abverlangt. Auch ist das Buch sparsam mit anschaulichen Beispielen. Wir richten bei der Lektüre unsere Vorstellung von vornherein auf das uns beschäftigende Bauwerk.
Die syntaktischen Aspekte bei einer
Darstellung des Brandenburger Tores, sei es für sich alleine oder
in einem Zusammenhang stehend, betreffen etwa das an besonderer Stelle
stehende Gebäude selbst, seine historische Erscheinung innerhalb
des "Quartiers", sein Umfeld und alle Personen und Sachverhalte,
die sonst noch auf Bildern vorkommen. Solche syntaktischen Momente oder
Sachverhalte in einem Bilde erkennen wir und ordnen sie in einen Kenntnis-Zusammenhang
ein, weil wir als Menschen dieser Welt die heutige und die vergangene
Zeit mit ihren Manifestationen mehr oder minder in unserem erinnernden
Bewusstsein gespeichert haben. Denken wir beispielsweise an die Mode der
Leute, die um 1850 Unter den Linden vom Brandenburger Tor zum Schloss
flanierten. Dahingehende, neu gefundene Darstellungen des Tores und seines
Umfeldes können sich dann in unsere vorhandenen Kenntnisse einfügen
und die Vorstellung erweitern.
In Darstellungen eines so herausgehobenen Bauwerks gibt es über die reinen Sachverhalte hinaus eigentlich immer auch bestimmte Akzentsetzungen und Hervorhebungen sowie zeitbedingte Vorlieben und Empfindsamkeiten. Das sind die Aussagen und Tendenzen, eben die semantischen Aspekte eines Bildes (cum grano salis das, was bei Panofsky unter Ikonologie und kulturellen Symptomen rubriziert). Es sei an Seine Allerhöchste Majestät erinnert, welche vom Tiergarten durch das Brandenburger Tor über Unter den Linden zum Schloss zu reiten geruhten. Der Kaiser ist auf diesen Postkarten nicht nur "an sich", er ist immer auch eine "Tendenz". Manchmal werden die semantischen Aspekte besonders deutlich im historischen Vergleich wie in der genannten Gegenüberstellung der Wache am Torhaus des Brandenburger Tores um die Jahrhundertwende und der Siegesfeier der Roten Armee an derselben Stelle im Jahre 1945. – Auf DDR-Belegen mit dem Brandenburger Tor ist außer dem "bereinigten" Kranzemblem im Siegeszeichen der Göttin meist auch die DDR-Staatsflagge oben bei der Quadriga zu sehen, aber die Dauermarken der Bundespost von 1966/67 zeigen – in ihrer Kleinheit allerdings fast nicht zu erkennen – das Kranzemblem mit den in der DDR-Symbolik unerwünschten Bestandteilen des Eisernen Kreuzes im Kranz und mit dem Adler darüber Die letztgenannten Symbolzeichen in der Quadriga kamen nach der Wende dann wirklich wieder dazu. Das Brandenburger Tor kann im Sinne der Kommunikationstheorie eigentlich immer nur von den aktuellen semantischen Tendenzen, den politischen und gesellschaftlichen Einstellungen und Mentalitäten der Menschen her als Bedeutungsträger verstanden werden.
Im Zusammenhang der syntaktischen und semantischen Aspekte sind auch die sich wandelnden künstlerischen Techniken und Darstellungsweisen bedeutsam. Ein Beispiel mag das verdeutlichen: Wir vergleichen einmal die Brandenburger-Tor-Marke aus dem IPOSTA-Block von 1930 mit der Marke zum Ersten Jahrestag der Öffnung der innerdeutschen Grenzen von 1990. Die Marke von 1930 bildet das Tor einfarbig rot im Stichtiefdruck ab (Mehrfarbigkeit war noch selten). Das Bild ist offenbar im Anschluss an ein Photo entstanden und sehr zurückhaltend mit einer "Aussage". Demgegenüber zeigt die Marke von 1990 im Rastertiefdruck (siehe oben) Menschen vor leuchtend blauem Hintergrund auf der Mauer vor dem Tor und außerdem ein schwarzrotgoldenes Band. Letzteres setzt sich in dem zugehörigen Zusammendruck-Block auf der benachbarten Marke fort und spannt sich dort durch eine Maueröffnung hindurch. 60 Jahre liegen zwischen den beiden Briefmarken, und man erkennt, dass es außer einem mehr "sachlichen" Verständnis des Tores zeitabhängige emotionale Bildgestaltungen geben kann. Neue bzw. zur Perfektion entwickelte Drucktechniken tragen das ihrige zu neuen Ausdrucksformen auf der Miniatur "Briefmarke" bei.
Graphische und malerische Techniken wie auch die
Drucktechniken sind somit immer zugleich Momente der Bildsprache. Eine
sorgfältig ausgeführte Radierung früherer Zeit vermittelt
ein anderes Verständnis ihres Gegenstandes als ein Situationsphoto
der Gegenwart. Form und inhaltliche Aussage, die syntaktische und die
semantische Seite, sind in der Zeit aufeinander bezogen. Die Techniken
sind somit keineswegs Sachverhalte, die nur im Vorfeld der Bildbetrachtung
registriert werden.
(c) M e d i e n t
h e o r i e
In der Medientheorie schließlich sind schon seit langem die Begriffe
Denotation und Konnotation bzw. Denotat und Konnotat
eingeführt. Hilfreich ist auch der Begriff Konnotationsrahmen.
Denotation ist darstellende Bezeichnung; Denotat ist das Bezeichnete,
sagen wir einmal: das Tor an sich. Konnotation ist die Feststellung bzw.
Herstellung eines Umfeldes, und Konnotat ist dann das, was um,
auf und bei dem Tore ist, alles das, was durch das Tor mit in den Blick
gehoben wird. Aber nicht immer ist das Tor für sich alleine das Denotat
oder das wesentlich Bezeichnete. Wie ist es denn, wenn der Kaiser durch
das Tor fährt? Ist dann der Kaiser in der Kutsche das wesentlich
Bezeichnete und das Tor nur ein Konnotat? Oder ist hierbei das wesentlich
Bezeichnete komplex, weil der Kaiser mit dem Tor zusammen wesentlich ist?
Das Brandenburger Tor wird überhaupt nur deshalb für den Sammler interessant, weil es einen so großen, ungemein wandelbaren und in ständigem öffentlichen Prozess befindlichen Konnotationsrahmen hat.
Alle von uns bisher angeführten Beispiele
können vom Verständnis "Denotat und Konnotat" her
beschrieben werden. Ein besonderes Beispiel für einen phantastisch-makabren
Konnotationsrahmen ist das besprochene Postkartenbild
mit dem Soldaten, der auf dem vielfältig ausgestatteten Schlachtfeld
zur Abendstunde stirbt, und der in seinem Zustand angeblich noch in zufriedener
Erwartung den kommenden Siegesmarsch durch das Brandenburger Tor im Kopf
hat. Wenn mit dem sterbenden Soldaten im Vordergrund das Wesentliche denotiert
ist, wird der phantasierte Siegesmarsch durch das Tor zum Konnotat. Oder
sollte gar der Soldat mit der phantasierten Siegesfeier zusammen die Hauptsache,
ein komplexes Denotat bilden? Dem Kämpfer steht ja Erlösung
bevor. Man sieht: Die Interpretation von Bildern kann zu einer Angelegenheit
des Standpunktes werden. Ganz gleich, wie wir es hier sehen: Für
uns heute sind in dem Bilde nicht nur die Konnotationen, sondern bereits
das Denotat an sich vaterländisch maßlos verlogen. Oder gibt
es Unbelehrbare, die lebend aus den Schlachten herausgekommen sind und
das anders sehen? (Falls sie nicht überhaupt nur in der Etappe waren.)
(d) N a c h r i c h t e n m o d e l l e
Kommunikationstheorie und Medientheorie befassen sich gleichermaßen
mit dem Entstehungs- und Wirkungszusammenhang von Nachrichten. In unsrem
Diskurs haben wir es insbesondere mit Bild-Nachrichten zu tun. Denn die
Briefmarken und Sonderstempel kann man als Bild-Nachrichten verstehen.
Der Text darin hat meistens ergänzend-denotierende Funktion
Die Strukturen von Textnachrichten und Bildnachrichten auf Briefmarken entsprechen sich, und in der Regel sind sie aufeinander bezogen. Hinter den Bildnachrichten steht jemand. Das hat auch unsere Überlegungen bis hierhin immer schon aus dem Hintergrund mitbestimmt. Ein einfaches Flussdiagramm mit drei Begriffen erleichtert das Verständnis von Entstehung und Wirkung einer Bildnachricht und damit unser Verständnis von Briefmarken und philatelistischen Belegen. Es ist die Begriffsgruppe:
Sender (Bildurheber) --> das Gesendete ( Bild) --> Adressat (Bildbetrachter)
Auf die Briefmarke übertragen lässt sich der Sachverhalt wie folgt konkretisieren:
Deutsche Post mit Kunstbeirat --> Briefmarke --> Postkunde und Sammler
Dieses eindimensional erscheinende Modell kann aber ebenso in Form eines Dreiecks verstanden werden, indem nämlich die Postkunden und die an Briefmarken Interessierten Rückmeldungen geben und so die Tätigkeit des Kunstbeirates beeinflussen. Ob das substantiell noch gilt, wenn wir "Deutsche Post mit Kunstbeirat" ersetzen durch "Deutsche Post der DDR mit SED-Gremium im Hintergrund", möge der Leser überlegen. Jedenfalls ist dieses Denkmodell gut geeignet, über den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund von Briefmarken wie über Zeit-Einflüsse auf Briefmarken überhaupt zu sprechen.
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Der Leser, der uns bislang gefolgt ist, hat
sicher registriert, dass in diesem Kapitel Analogien zwischen Begriffsdpaaren
herausgestellt werden sollen: Ikonographie und Ikonologie, Syntaktik und
Semantik, Denotation und Konnotation. Natürlich haben diese Begriffspaare
außer Analogien auch jeweils ihre eigene Dimension, aber das hat
sich, wie Verfasser hofft, aus unseren Ausführungen schon ergeben.
Fassen wir unsere Erörterung hieran anschließend ganz kurz
und pragmatisch im Dienste des Brandenburger-Tor-Sammelns zusammen: Bei
den Darstellungen des Bauwerks und seines Umfeldes auf den philatelistischen
und weiteren Sammelobjekten haben wir es einerseits mit einem hauptsächlichen
"Gegenstand" und den daran "gebundenen" Sachverhalten
sowie andererseits mit deren "Bedeutungen" (oder auch: mit deren
Sinn) zu tun.
Das Brandenburger Tor steht mit seinen Bedeutungen
in einem dynamischen, den historischen Wandlungen unterworfenen Prozess.
In den zwei Jahrhunderten haben sich, wie wir erkennen konnten, nicht
nur die Darstellungen und Darstellungsweisen des Tores gewandelt, sondern
auch viele allgemeine Vorstellungen und –
damit verbunden – "öffentliche
Praktiken" im Umgang mit dem Bauwerk auf der Bedeutungsebene. Bei
letzteren kann man unterscheiden zwischen den "großen Bedeutungen",
die das Bauwerk für die Vorstellung von Deutschland hatte und hat
(u.a. im Kaiserreich, in der Weimarer Zeit, in der NS-Zeit, in der Bundesrepublik,
in der DDR), und zwischen den vielfältigen, "temporären
Bedeutungen" im Zusammenhang mit aktuellen oder modischen Erscheinungen
im öffentlichen Berliner Leben, z.B. wenn sich VIPs mittels des Tores
inszenieren, oder wenn Veranstalter von scharfen Demos mit ihren x-beliebigen
wichtigen Anliegen versuchen, das Tor als Kulisse zu benutzen (was inzwischen
übrigens nicht mehr unbeschränkt möglich ist). Wenn man
sich um die Kenntnis der jeweiligen komplexen Zusammenhänge bemüht,
in denen der "Bedeutungsträger Brandenburger Tor" stehen
kann, dann wird die Beschäftigung mit diesem Bauwerk zu einem geistigen
Vergnügen.
7. | Ein
letzter Theorie-Abschnitt: Erörterungen im Zusammenhang von "Symbol" und "Symbolik" |
Vieles von dem, was wir bislang zum Verständnis von Bildern des Brandenburger Tores besprochen haben, kann man auch vom Symbolbegriff her einsichtig machen. Das Wort Symbol wird bekanntlich im Zusammenhang des Bauwerks allgemein, nicht nur von Spezialisten wie wir es sind, benutzt in dem Sinne: Das Brandenburger Tor ist ein Symbol für...
Wie wir sahen, versteht Panofsky die Symbole zusammen mit den kulturellen Symptomen ikonologisch, d.h. die Symbole haben mit den Bedeutungen zu tun. Von diesen gibt es, wie wir inzwischen wissen, bei dem Gegenstand "Brandenburger Tor" sehr viele.
Der Symbolbegriff wird aber nicht einheitlich gebraucht und ist deshalb auch nur schwierig in unseren Diskurs einzufügen. Ein Beitrag von Jürgen Reiche, Symbolgehalt und Bedeutungswandel eines politischen Monumentes in dem Buch von Willmuth Arenhövel und Rolf Bothe, S. 270 ff. versteht das Tor in seiner jeweiligen historischen Erscheinungsweise, also auch so, wie es für die vielen besonderen Ereignisse herausgeputzt und mit oft großartigen Schmuckzutaten versehen war, als Symbol, und zwar als ein in seiner Bedeutungshaftigkeit wechselndes Symbol. Das Bauwerk war Symbol für den Frieden nach den Befreiungskriegen, für Deutschlands nationale Größe nach den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 usw. Heute ist das Bauwerk, wenn wir bei dieser sprachlichen Verwendung bleiben, Symbol für die Einheit Deutschlands und wohl auch für Deutschland in der Welt überhaupt. So wie es dort am Pariser Platz steht und gegebenenfalls herausgeputzt wurde, hat das Tor Macht über unsere Vorstellungen und Gedankenverbindungen in Deutschland, namentlich über die Vorstellungen derer, die uns mit Bildern, Ansichtskarten und Briefmarken versorgen, welche das Bauwerk zeigen. Demzufolge ist das Brandenburger Tor bzw. seine Abbildung, um mit Panofsky zu sprechen, ein "kulturelles Symptom".
In einer historischen oder zeitgeschichtlichen
Erörterung über das Brandenburger Tor wird mit Symbol
vor allem das tatsächliche Bauwerk in seiner Eigenschaft als Identifikationsobjekt
(als "Bedeutungsträger") bezeichnet. Im Sinne der Kommunikationstheorie,
speziell der Semiotik oder der Lehre von den Zeichen, kann man
unter Symbol das Ergebnis einer "Verwendung" des Bildes
von dem Bauwerk verstehen. Das Bild dient für zeichenhafte Gestaltungen
mit veränderbaren "Bedeutungen" und Zuschreibungen,.
das heißt für Symbolisierungen, die dann auch jegliche
Art von Erhöhungen, Trivialisierungen, Verkürzungen und Verfremdungen
einschließen. Dass aber solche Symbolisierungen mit dem Brandenburger
Tor stattfinden, und zwar in sehr großer Zahl, liegt wiederum daran,
dass primär das originale Bauwerk ein bedeutendes historisches und
zeitgeschichtliches Symbol darstellt.
Viele wollen das Tor für ihre eigenen Symbolisierungen vereinnahmen: Journalisten, Autoren, Behörden, Organisationen, Vereine, Tagungsbüros, Firmen, Private... Als im Oktober 1966 in Berlin der Deutsche Sparkassentag stattfand, reichte den Organisatoren auf dem Sonderstempel ein Brandenburger-Tor-Schema zur werbenden Darstellung. Der Bundesgrenzschutz, der im März 2001 den Festakt in Berlin anlässlich seines 50-jährigen Bestehens veranstaltete, setzt im Sonderstempel sein Wappen-Emblem vor das breit mit den Seitenflügeln dargestellte Brandenburger Tor. Aber schon 1968 hatte die Gerwerkschaft der Polizei den Strahlenstern der Sonne in Gestalt ihres Emblems über dem Tore aufgehen lassen. Bei den Sammlern werden die Belege von solchen Ereignissen zum Gegenstand intensiven Interesses (um nicht zu sagen: der Begierde). Das gilt ebenso für entsprechende Belege mit dem Tor aus anderen geschätzten Sammelgebieten, denken wir nur an Telefonkarten und nichtpostalische Marken.
Allgemein gesehen ist der Symbolbegriff in dem bezeichneten semiotischen Sinne somit noch weitgehend offen und bedarf der Spezifizierung, angesichts der Tatsache, dass es unendlich viele und vielgestaltige Symbolisierungen auf allen Gebieten des Lebens in Geschichte und Gegenwart gegeben hat und weiter geben wird, als "sichtbare Zeichen einer unsichtbaren Wirklichkeit" (siehe Manfred Lurker: www.symbolforschung.org/einfuehrung.htm) oder als "Repräsentationen des Nicht-Gegenwärtigen" (www.symbolforschung.ch/seiten/wir.html). Das Beispiel des Bundesgrenzschutzes macht das deutlich: Dieser ist in seiner Gesamtheit nicht sichtbar zu machen, auch wenn viele Uniformierte auf der Festveranstaltung anwesend sind. Aber die Symbolisierung vertritt die große Polizei-Organisation, die sich in Berlin mit seinem berühmten Bauwerk zur Geltung gebracht hat.
Wir halten fest: Es gibt nur selten ein Bezugsobjekt,
das wie das Brandenburger Tor bzw. sein Bild derart offen für die
verschiedensten symbolisierenden Inanspruchnahmen ist. Denn ansonsten
steht ein Symbol meist nur für ein bestimmtes "Nicht-Gegenwärtiges".
8. Vom Symbolbegriff zu "Emblem", "Logo" und "Signet"
Was also die "veränderbaren Bedeutungen"
des Brandenburger-Tor-Symbols anbetrifft: Aus unseren kommunikationstheoretischen
Überlegungen ergibt sich, dass in einem Symbol bzw. in einer Symbolisierung
das Bezugsobjekt erkennbar bleiben muss als das "Repräsentierende".
Dieses Prinzip ist im Falle des Brandenburger Tores übrigens direkt
einsichtig, denn jeder "Anwender" hat ein Interesse daran, deutlich
zu machen, dass er in seiner Symbolisierung mit dem Bauwerk in einer wesentlichen
Verbindung steht, dass das Bauwerk sogar ihn selbst repräsentiert.
(Es gibt ja kein Copyright auf der Abbildung des Brandenburger Tores.)
Der Betrachter oder "Adressat" des Symbols, zum Beispiel ein
Briefempfänger, soll eine - wenn auch flüchtige - Gedankenverbindung
zu dem originalen Bauwerk herstellen. Das klassizistische Erscheinungsbild
des wirklichen Tores kann bei der Symbolisierung allerdings verloren gehen,
ja es ist öfter nicht einmal beabsichtigt, in einem neu geschaffenen
Symbol das historisch getreue Abbild wiederzugeben. Schon sechs locker
gesetzte senkrechte Striche mit einem oberen Querstrich und eventuell
noch mit einem darauf gesetzten Punkt für die Quadriga lassen quasi
jedermann sogleich das Brandenburger Tor erkennen. Wenige Tage, nachdem
ich dieses niedergeschrieben hatte - im Oktober 2003 - las ich in dem
neuen Rundbrief der Arbeitsgruppe Brandenburger Tor vom Oktober
2003 mit Schmunzeln, was Hans-Werner Salzmann über das Signet
der Jungen Briefmarkenfreunde Berlin schreibt, welches im Nebenmotiv
und recht klein in dem Sonderstempel zum Tag der jungen Briefmarkenfreunde
dieses Jahres vorkommt. Das Logo enthält nämlich ein flott gestricheltes
Brandenburger Tor in der zur Rede stehenden Strich-Manier (siehe den Text
bei nachfolgender Abbildung 67).
In einer Erörterung über Das Brandenburger Tor an sich können
solche lockeren Darstellungen nicht mehr gebraucht werden - selbstredend.
Und doch zehren die neuen Symbolisierungen von der mächtigen Symbol-
und Bedeutungskraft des aus der Geschichte überkommenen Originals.
Und ebenso die Verfremdungen, auf die wir noch zu sprechen kommen.
In der Praxis von Graphik, Gebrauchsgraphik,
Design und Werbung tritt der Begriff Symbol, obzwar auch in Gebrauch,
zurück gegenüber den weiter differenzierenden Bezeichnungen,
nämlich Emblem, Logo und Signet.
Mit "Emblemen" werden vornehmlich Symbole von Organisationen und militärischen Einheiten, auch von besonderen öffentlichen Veranstaltungen bezeichnet (s.o. Abb. 60 u.61).. Das Charakteristische an Emblemen ist ihre "feierliche" Ausgestaltung, auch als Komposition aus mehreren Symbolen. Embleme stehen daher in der Nähe von Wappen. Demgegenüber gelten die Bezeichnungen "Logo" und "Signet" vornehmlich für die von öffentlichen Stellen und Firmen , auch von temporären Institutionen und Tagungen benutzten Symbole ohne "emblematischen Anspruch". "Logo" ist im übrigen ein noch junges Wort, welches mehr und mehr das Wort "Signet" verdrängt. Embleme sind öfter auch mit Sinnsprüchen versehen. Wenn in Logos und Signets Textteile vorkommen, handelt sich meist um "Slogans". Bekannt ist das in den zwanziger Jahren durch das Berliner Verkehrsamt initiierte Werbe-Logo des Brandenburger Tores mit dem in die Attika des Bauwerks gesetzten Slogan Jeder einmal in Berlin auf Maschinenwerbestempeln, Drucksachen usw.
Manchmal wird das Bauwerk auch als bedeutsame
Zugabe eines Produkt-Designs benutzt, wie zum Beispiel bei der Sektmarke
Mumm, von der es eine Edition Europa Berlin gibt mit einem
großflächig doppelt ins Bild gesetzten Brandenburger Tor auf
dem Verpackungskarton. Hierbei kann man von einem temporären, aber
wirkungsvollen Signet sprechen.
Der Umkreis der Embleme, Logos und Signets mit dem Brandenburger Tor ist groß und dennoch nur ein Teilgebiet aus dem "Gesamt-Oeuvre" des Bauwerks. Auch in diese Zeichenwelt kann der Sammler weit hineinleuchten.
III. Entfaltung einer Brandenburger-Tor-Sammlung
9. Wie man das Brandenburger Tor darstellen kann
Es ist also möglich, in einer Symbolisierung mit ein paar Strichen das Brandenburger Tor in das B e w u s s t s e i n der Betrachter zu holen. Um jedoch die V o r s t e l l u n g zu bereichern, muss die Darstellung schon mehr Bild-Gehalt haben. Für ein hervorragendes Bild halte ich das beliebte, gestochen scharfe Poster-Photo der Viktoria vor dem Hintergrund des Verhüllten Reichstages von Christo. Die Vorlage "Brandenburger Tor" hat seit jeher ein großes Spektrum von Gestaltungsmöglichkeiten zugelassen, auf historischen Stichen und modernen Graphiken, auf Ölgemälden und Aquarellen, auf Briefmarkendarstellungen und Firmenzeichen, in Werbedrucksachen und Flugblättern und überhaupt in allen heutzutage verbreiteten Bildmedien.
Ohne die Absicht der Vollständigkeit
seien im Folgenden zunächst künstlerische und graphische Techniken,
Darstellungsweisen sowie "bildsprachliche" Aspekte (ikonographische
Momente) aufgezählt, wie wir sie von den bekannten und gewohnten
Bildern des Brandenburger Tores kennen..
Die Merkmalsbegriffe in dieser Liste sind als Beschreibungs-
und Klassifizierungshilfen für die vielfältigen Darstellungen
des Brandenburger Tores aus allen Zeiten seit seinem Bestehen geeignet.
Und es können sich daraus Ordnungshilfen für das Album ergeben.
Über die Inhalte, Darstellungs- und Drucktechniken hinaus interessieren
wir uns dann aber für die vielen Bedeutungen und politischen Zusammenhänge,
in denen das Brandenburger Tor stand und steht, erkennbar an alledem,
was die Bilder sonst noch zeigen. Theoretisch formuliert: wir versuchen,
den ungemein vielfältigen Konnotationsrahmen, den das Bauwerk hatte
und hat, zu ermessen (die ikonologisch/semantischen Seiten in den Darstellungen).
Ein Blick in eine Brandenburger-Tor-Monographie mit den üblicherweise
vielen Bildern (z.B. die Bücher von Kindler und Arenhövel/Bothe)
gibt hier erhebliche Aufklärung über die Bedeutungsvielfalt
in den Darstellungen mit ihren Hintergründen aus verschiedenen Zeiten:
Große politische Zusammenhänge werden in Mikro-Geschehnissen
am Tor deutlich und leuchten in Bildern auf. Wie die bisherigen Bild-Beispiele
schon zeigen konnten, wird vieles davon auch durch Briefmarken und philatelistische
Belege vermittelt. Wir kommen ausführlich darauf zurück.
10.
Neben den Briefmarken: Das eigentümliche Medium der Ansichtskarte
Da die Ansichtskarten (je nach Sujet auch als "Bildkarten" bezeichnet)
oft im Rahmen von philatelistischen Sammlungen eine besondere Rolle spielen
und überhaupt im Brandenburger-Tor-Zusammenhang eine bedeutungsvolle
Gattung von Sammelobjekten darstellen, sollen in gebotener Kürze
einige ihrer Spezifika herausgestellt werden.
Ansichtskarten mit dem Brandenburger Tor
gibt es seit Ende des 19. Jahrhunderts. In gebrauchter Erhaltung sind
sie zunächst mit den seit 1889 ausgegebenen Freimarken der Dauerserie
Ziffernzeichnung und Stilisierter Reichsadler frankiert (im Inland
mit 5 Pf.).Seither kommen ebenfalls schon "Privatpostkarten"
(PP) vor, das sind private Ansichtskarten als Ganzsachen mit amtlichen
Wertstempeln. Verfasser besitzt eine im Michel-Privatpostkarten-Katalog
nicht aufgeführte Reklame-Privatpostkarte mit dem 3 Pf.-Ziffernwertstempel
von 1875 (Pschorr-Bräu Ferd. Prinz Tauben Strasse 10 mit BT
als Teilmotiv), gebraucht 1884.
Ihre erste "große Zeit" erlebten
die Brandenburger-Tor-Ansichtskarten wie die Ansichtskarten überhaupt
während der Zeit der Germania-Marken (Ausgabe Germania
Reichspost seit 1. Januar 1900, Ausgabe Germania Deutsches Reich
seit 1. April 1902, bis 1922). Es gibt zwei zeitliche Markierungen in
der Geschichte der frühen BT-Ansichtskarten, nämlich einmal
die im Zuge der Rechtschreibereform von 1901 geänderte Schreibweise
des Wortes "Thor" in "Tor" und die alle Ansichts-
und Postkarten betreffende Teilung der Anschriftenseite im Jahre 1910
(vorher konnte man nur auf der Bildseite einen Grußtext unterbringen).
Natürlich hat es noch nach 1901 das "Brandenburger Thor"
gegeben, und auch nach 1910 findet man noch Karten mit durchgehender Anschriftenseite.
In diesen ersten Jahrzehnten kommen bei den Ansichtskarten insbesondere die folgenden Drucktechniken vor: Lithographien, farbige Lithographien (in großer Anzahl), Prägedrucke, auch mit Gold- oder Flitterdruck, Photogravüren (Heliogravüren), Kupfertiefdrucke, kolorierte Tiefdrucke und schließlich Photoabzüge.
Rein zahlenmäßig sind später,
in der Weimarer Zeit, in der NS-Zeit, in DDR- und Berlin-Zeiten, schließlich
von der Wende bis heute noch sehr viel mehr Ansichtskarten mit dem Brandenburger
Tor erschienen als in der frühen Zeit der Ansichtskarten-Passionen,
und es erscheinen immer neue Karten. Alle Ausgaben sind sammelwürdig.
In jüngerer und jüngster Zeit gibt es vielfältige neue
und interessante Gestaltungen des Themas, auch neue Formate und Druck-Qualitäten.
Spezialisten befassen sich seit altersher mit den Druckvermerken bzw. mit den Firmennamen und Firmenzeichen auf den Ansichtskarten und mit den verschiedenen Auflagen eines Bildes. Auch möge darauf hingewiesen sein, dass in der DDR Ansichtskarten wie jedwedes Druckerzeugnis genehmigungspflichtig waren und mit einem offiziellen Druckvermerk versehen werden mussten. In den ersten Jahren der DDR gab es noch verschiedene Verlage, die sich mit Ansichtskarten befassten. Später wurde nahezu die gesamte Ansichtskarten-Produktion des Staates dem VEB Bild und Heimat, Reichenbach (Vogtl.) übertragen. Die SED-Verantwortlichen hatten ungemeine Angst davor, dass unerwünschte Einblicke in die DDR stattfanden.
Ansichtskarten sind ganz überwiegend
Grußkarten. Als solche stellen sie für Sender ein Mitteilungsmedium
und für Empfänger ein Informationsmedium dar. "Schau doch,
hier sind wir gewesen...". Ansichtskarten sollen dokumentieren (auch
zum "Angeben" dienen), aber nicht interpretieren. Ihnen eignet
daher in aller Regel "Sachlichkeit". Die meisten BT-Ansichtsarten
zeigen das gesamte Bauwerk, vom Tiergarten oder vom Pariser Platz aus.
Öfter kommen die Linden mit den Menschen und dem Straßenverkehr
ins Bild, ebenso der Reichstag, die benachbarten Straßen und der
Tiergarten. Aber auch Ereigniskarten, die ebenfalls dokumentarisch verstanden
sein wollen, wurden in allen Jahrzehnten herausgegeben. Es ist ja oft
Besonderes am Brandenburger Tor geschehen. Einige über die Darstellung
des Bauwerks an sich hinausgehende Themen sind in der w.u. folgenden Liste
unter "Besondere Themen auf Ansichtskarten" aufgeführt.
Gerade die Besonderheiten machen eine Sammlung interessant. Zum Beispiel
die Karte mit drei fröhlichen Zechern, die im fortgeschrittenen Stadium
aus einem Bierkrug mit dem eingegebenen Pariser Platz heraustorkeln, wobei
der weise König Gambrinus zitiert wird, der den Rat gegeben hat,
dass man nie zu wenig trinken soll. Oder die schwarz-weiss-rot hinterlegte
Darstellung mit einem Bauernburschen aus Ostpreußen, der sich darüber
freut, dass er bei der Musterung als wehrdiensttauglich eingestuft wurde,
während zwei degenerierte junge Männer aus der Stadt, als Berliner
daran erkennbar, dass sie in einem eingefügten Bilde vor dem Brandenburger
Tor herumlungern, als zu schwächlich für das Militär befunden
worden waren (hatten die ein Glück!). Diese vor 1914 vom Bund
der Landwirte e.V. in Berlin herausgegebene Karte gehört zu einer
Reihe Volkswirtschaftliche Wahrheiten. Na denn ja ...
Von Anbeginn an haben die Herausgeber die Aufnahmen des Brandenburger Tores manipuliert und an seinem Umfeld (dem Konnotationsrahmen) alles mögliche wegretuschiert oder etwas darin einmontiert. Als sich die Autos verbreiteten und gleichzeitig die Damenkleider kurz wurden, erhielten erfolgreiche Postkartenbilder Pferdekutschen weg- und Omnibusse eingearbeitet. Dieselbe Frau, die 1910 im bodenlangen Kleid der Kaiserzeit gerade am Wachposten vorbei die Straße überquerte, trägt 15 Jahre später Minikleid und flottes Hütchen der Goldenen Zwanziger, und die Pickelhaube ihr zur Seite ist ebenfalls verschwunden.
Es gibt auch Ansichtskarten mit anachronistischen Montagen, zum Beispiel aktuell sein wollende Darstellungen des Brandenburger Tores aus den 70-ern Berlin bei Nacht, auf denen das Siegeszeichen der Göttin die Gestalt von vor 1945 hat, oder ein von Osten durch die Säulen des Tores aufgenommenes Bild, das keine Mauer hinter dem Platz auf der Tiergartenseite zeigt.
Manchmal gibt es neben den "dokumentarischen" Darstellungen heitere, witzige, ironische, selbst unseriöse Bearbeitungen des Themas "Brandenburger Tor" - die meisten jedoch erst aus der Zeit nach der Wende 1989. Unsere Zeit muss ja wohl spaßiger geworden sein.
Auch historische Motive erscheinen öfter auf
Ansichtskarten, und zwar auf dreierlei Weise: 1. als Nachdruck einer historischen
Ansichtskarte des Brandenburger Tores, 2. als Herausgabe eines bis dato
nicht auf einer Ansichtskarte erschienenen Archiv-Bildes, 3. als neu geschaffene
historische Darstellung, zum Beispiel anlässlich des Jubiläums
eines Ereignisses, bei dem das Brandenburger Tor eine Rolle gespielt hat.
Die sehr große Zahl der in über 120 Jahren erschienenen Ansichtskarten
mit dem Brandenburger Tor kann man auch exemplarisch als Belege für
eine Stil-Geschichte des Mediums "Ansichtskarte" heranziehen.
Dem vergleichbar sind Ansichtskarten-Sammlungen etwa zu den Themen "Der
Kölner Dom" oder "Die Freiheitsstatue in New York".
Von Zeit zu Zeit wird über solche Arbeiten berichtet.
11. | Die Beachtung der Zeitgeschichte
ist entscheidend für die Attraktivität einer Brandenburger-Tor-Sammlung |
Vorliegende Studie ist für Sammler im Allgemeinen und für Philatelisten im Besonderen geschrieben. Der Philatelist will wissen, was in den verschiedenen philatelistischen Gattungen rein katalogmäßig alles vorhanden und sammelfähig ist. Mit der Sammelentscheidung für die Brandenburger-Tor-Thematik ist aber in aller Regel auch ein Sachinteresse verbunden. Wir wissen, dass philatelistische Objekte über ihre Kataloglisten hinaus Zusammenhänge und interessante Einsichten vermitteln können. Kurz gesagt: Der Katalog ist wichtig, und die Zusammenhänge sind wichtig. Verfasser gesteht gerne, dass er auch manchem Beleg mit Leidenschaft nachjagt, nur um eine Kataloglücke zu schließen.
In geläufiger Sichtweise stellt sich die Ausarbeitung einer Brandenburger-Tor-Sammlung so dar, dass die Sammelobjekte katalogmäßig komplettiert sowie im Hinblick auf ihre formalen Merkmale und ihre Bild-/Text-Inhalte bestimmt werden. Dann kann man sie interpretieren und verstehen. Unseren bisherigen Erörterungen folgend und auf einen ganz kurzen Nenner gebracht: Wir haben es mit "Sachen" zu tun und mit ihren "Bedeutungen", die uns in vielen Fällen in symbolisierter Form begegnen. Das immer wieder neu und konkret im Einzelnen festzustellen, macht den großen Reiz unserer Beschäftigung mit den Sammelobjekten aus, die das Brandenburger Tor zeigen. Darum wäre es auch zu puristisch, das Augenmerk nur auf philatelistische Objekte alleine zu richten.
Ansichtskarten, Münzen, Banknoten und Notgeldscheine, Telefonkarten, nichtpostalische Marken, Sammelbilder, auch sammelfähige Drucksachen usw. usw., natürlich alle Gattungen von philatelistischen Objekten und Belegen zeigen unglaublich viele Variationen des Brandenburger-Tor-Themas. Wir nehmen mögliche Aspekte unseres geschätzten Bauwerkes ins Visier, und trachten danach, die Bedeutungen der jeweiligen Darstellungen zu erkennen. Das kann am besten in der Art einer Blütenlese geschehen, denn nicht immer muss es ein fester Plan sein.
Seit der Weimarer Zeit blüht die Inanspruchnahme
des Brandenburger Tores für alles und jedes, Heiteres und Ernstes.
Bedrückend waren die Zeiträume, in denen diktatorische und totalitäre
Medienzensur stattfand. Diese trüben Entwicklungen Deutschlands im
20.Jahrhundert kann der Brandenburger-Tor-Sammler nicht ignorieren, zumal
sie in einen Zeitraum fallen, in dem sich philatelistische Belege mehr
und mehr ausbreiteten. Das NS-Regime und später die DDR in ihrer
Humorlosigkeit verwerteten, oder richtiger: missbrauchten das Brandenburger
Tor für ihre erhöhende Symbolik.
Nehmen wir einige philatelistische Belege für die Verwertung des
Brandenburger Tores in der Diktatur: Die am 29. Januar 1933 erschienene,
bekannte Ganzsachen-Postkarte mit dem Hitler-Hindenburg-Wertstempel zeigt
auf der Vorderseite links die für einen Erinnerungsfilm erfolgte
bombastische Nachstellung des Fackelzuges durch das Brandenburger Tor,
den die Nazis anlässlich ihrer "Machtergreifung" veranstaltet
hatten (DR Mi. P 250). – Zum 5. Jahrestag der "Machtergreifung"
1938 erschien eine Markenausgabe mit einem markanten Fackelträger
vor dem Brandenburger Tor (Mi. 660/61). – Wiederum 5 Jahre später,
zum 10. Jahrestag der "Machtgreifung" gab es im Kriegsjahr 1943
die Marke mit dem Brandenburger Tor vor strahlender Sonne und endlosen
durchmarschierenden Kolonnen, eingefasst von Hakenkreuz-Pfeilern (Mi.829).
Hier ist der Reichsadler in der NS-Fassung bildbestimmend über die
Quadriga gesetzt. – Bildliche Darstellungen mit solcher und vergleichbarer
Symbolik sind von den Nazis auch sonst allenthalben produziert worden.
Was die DDR anbetrifft: Das 1950 in der DDR mit riesigem propagandistischen Aufwand organisierte Deutschlandtreffen der Jugend (500 000 junge Friedenskämpfer Pfingsten in Berlin) hatte ein auf zahlreichen Poststempeln, auch auf Serienstempeln und amtlichen Nebenstempeln, auf Abzeichen, Werbe- und Erinnerungsdrucksachen verbreitetes Veranstaltungsemblem mit einer wehenden FDJ-Fahne über dem Brandenburger Tor. Dieses Motiv ist inzwischen zu einem umfangreichen, eigenen Spezialgebiet der Philatelie des Brandenburger Tores und der DDR-Philatelie geworden. – Zum zehnjährigen Bestehen der Nationalen Volksarmee 1966 erschien eine Markenausgabe zu vier Werten (Mi. 1161-1164), wovon ein Wert einen Soldaten vor dem Brandenburger Tor zeigt. – Auf die verlogene Symbolik der vier tapferen Friedenskämpfer vom 13. August 1961 auf einer Marke von 1973 vor dem Brandenburger Tor wurde oben schon gebührend hingewiesen. – Es könnten noch zahlreiche weitere Beispiele für die politische Nutzbarmachung des Brandenburger Tores durch das DDR-Regime aufgeführt werden.
Schließlich demonstrierte das Tor in
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an exponierter Stelle zwischen
Ost und West der Welt ständig die Teilung Deutschlands. Aus dieser
Tatsache ergab sich sozusagen zwingend, dass es zum Symbol der deutschen
Einheit wurde, woraus sich, wie schon gezeigt, nach 1989 ein erhebliches
philatelistisches Œuvre ergeben hat. Auch das 200-jährige Jubiläum
des Brandenburger Tores 1991 hat in der damaligen Lage Deutschlands Hochstimmung
verbreiten und die Sammelalben bereichern können. Welchen Bedeutungen
mag das Bauwerk in den nächsten 100 Jahren seinen starken Ausdruck
verleihen?
12. Das Brandenburger Tor in der Aufmerksamkeit des Auslandes
Nicht nur die Deutschen kennen den Symbolwert des Brandenburger Tores. Auch ausländische Postverwaltungen gaben zu den verschiedensten Anlässen neben Germanica im Allgemeinen Briefmarken mit dem Brandenburger Tor heraus. Ohne Zweifel geschieht dies öfter im Blick auf den deutschen philatelistischen Markt, und manchmal ist Unseriöses dabei. Aber da wir als Spezialisten alles im Zusammenhang mit dem Thema beachten, schenken wir auch fragwürdigen Ausgaben unsere Aufmerksamkeit. Wegen der möglichen Themen sei exemplarisch auf einige ausländische Ausgaben mit dem Brandenburger Tor hingewiesen (die folgenden Ausgaben nur bis zur Wende in Deutschland 1989): III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin 1951 (Polen, Rumänien), 20. Gründungstag der DDR (Sowjetunion 1969), President Tubman´s Visite Germany 1956 (Liberia), Gedenkausgaben Olympiaden, hier: Berlin 1936 (Tschechoslowakei 1964), 20. Gründungstag der DDR (Sowjetunion 1969), 75 Jahre Zeppelin (Madagaskar 1976), 75 Jahre Zeppelin (Zentralafrikanisches Kaiserreich 1977), Willy Brandt (Ajman, Emirate 1971), 750 Jahre Berlin (Paraguay 1987) usw. usw.
Besonders bemerkenswert unter den zahlreichen ausländischen Markenausgaben mit dem Brandenburger Tor sind eine Ausgabe der Marshall-Inseln und eine von Samoa von 1990 aus Anlass der deutschen Wiedervereinigung. Zu beiden Marken gibt es offizielle Ersttagsbriefe mit zusätzlichen Brandenburger-Tor-Abbildungen im Stempel und auf dem Umschlag. Die Samoa-Ausgabe besteht aus einem Zusammendruck mit dem durch die Perforation geteilten Bauwerk in der Mitte. Außerdem befindet sich auf dem Zusammendruck ein Bismarck-Porträt und gegenüber die Abbildung des kaiserlichen Schiffes Adler. Die Ausgabe der Marshall-Inseln (siehe oben, Kap. 3(a) "Die Wende") hat anlassbezogene Bogenrandzudrucke. Beide Länder waren einmal deutsche Kolonien, und auch heute noch (oder wieder) bestehen freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und den Marshall-Inseln wie auch Samoa. - Zum 50-jährigen Jubiläum des Kriegsendes 1945 gab die Postverwaltung der Marshall-Inseln unter anderem eine Marke heraus, die Marschall Schukow vor dem Brandenburger Tor zeigt, durch das die Panzer der Roten Armee in Berlin einziehen. Auf dem Randzudruck der Marke liest man ein Stalin-Zitat.
Überhaupt sind philatelistische Gedenkbelege ausländischer Postverwaltungen zum "Sieg über den Faschismus" verbreitet, namentlich, wenn das betreffende Land am Krieg gegen Deutschland teilgenommen hat. Das Brandenburger Tor kommt auf diesen Belegen oft ins Bild. Es gibt eine polnische Gedenkausgabe von 1970 zum 25. Jahrestag der Befreiung und eine Gedenkausgabe von 1985 40 Jahre Sieg über den Faschismus, jeweils mit siegreichen Soldaten vor dem Brandenburger Tor. Auch ist 1970 in Polen eine Ganzsachen-Postkarte erschienen, die im Wertstempel einen fahrenden Panzer zeigt und auf der vorderseitigen Darstellung polnische Panzergrenadiere, wie sie 1945 vor dem Brandenburger Tor vereidigt werden. Zu einer weiteren polnischen Ganzsachenkarte von 1970 mit einer Landkarte polnischer Kriegsgräberstätten von Angehörigen der Ersten Polnischen Armee gehört ein Sonderstempel mit dem graphisch vor das Brandenburger Tor gesetzten Emblem dieser Einheit (auf dem Wertstempel selbst ein Emblem mit dem polnischen Adler). Es gibt noch weitere polnische Gedenkbelege zur Thematik.
Alleine bis zur Wende in Deutschland habe ich Belege mit dem Brandenburger
Tor (Marken, Ganzsachen, Gelegenheitsstempel, Absenderfreistempel, echt
gelaufene Post, Luftpost- und Schiffspost-Belege) aus 29 Postgebieten
registriert. Während und nach der Wende ist dann besonders viel dazu
gekommen. Besonders geschätzte Themen für ausländische
Postverwaltungen waren naturgemäß die Wende selbst (s.o. Abb.
21 u. 22) und dann das Jubiläum "Zweihundert Jahre Brandenburger
Tor" im Jahre 1991. Im vorliegenden Beitrag können verständlicherweise
keine katalogmäßigen Listen zu den Beleg-Gattungen vorgelegt
werden. (Man achte beim Studium der Literaturliste,
Abschnitte 4 und 5, auf die Erscheinungsjahre,
um zu erkennen, in welchen Beiträgen und Katalogen Nach-Wende-Materialien
zu erwarten sind.)
13. Der heitere Sinn - auch Bedeutungsvolles kann lustig sein
Nun haben wir so viel Ernstes über die "Beanspruchung" des Brandenburger Tores verhandelt. Geben wir auch der Heiterkeit Raum. Besonders interessant sind sicher all die vielen Verfremdungen des Brandenburger Tores als Ganzem und der Quadriga im Besonderen. Mit einiger sammlerischer Anstrengung kann man auch philatelistische Belege mit dem Brandenburger Tor aus der heiteren Welt zusammentragen. Aber richten wir unsere Aufmerksamkeit zunächst auf alles Mögliche an Erheiterndem.
Eine derart dynamische Figur wie die Siegesgöttin im Streitwagen mit den vier Rössern an exponierter Stelle einer Stadt wie Berlin reizt nämlich ungemein dazu, sie zu verändern, auszutauschen oder zu karikieren. Was ist nicht alles schon anstelle dieses Gespanns da oben in theatralischer Pose gleichwie in schüchterner Gestik öffentlich bekannt gemacht worden! Auch das Panier für sich genommen blieb nicht verschont. Die Urheber aller dieser Verfremdungen wollen – mit mehr oder minder großem Geschick – Bedeutungen zum Ausdruck bringen, in metaphorischer Weise einen Sinn formulieren, der ihnen wesentlich erscheint. Dabei können sie in ein unerschöpfliches Reservoir greifen. Das Brandenburger Tor wird "beauftragt", die Bedeutungen zu "transportieren" und der Umwelt über Bild-Medien - worunter philatelistische Belege - zu vermitteln. Bekanntermaßen kümmern sich die Urheber hierbei nicht mehr um die kunstgeschichtlichen Eigentümlichkeiten des Bauwerks aus dem klassizistischen Formen-Kanon, wenn nur die im allgemeinen Bewusstsein vorhandene Form mit ihrer auf sechs (Doppel-) Säulen aufruhenden Attika zusammen mit Architrav und Metopenfries strichweise erkennbar bleibt. Denn sonst könnte man mit dem Bilde ja nicht spielen.
Einige Beispiele aus jüngerer Zeit mögen die Quadriga als Medium verfremdender Heiterkeit neu ins Bewusstsein heben. – Nehmen wir den von vier Rössern gezogenen altrömischen Triumphwagen: Die Rösser sind austauschbar durch träge Kühe, edle Windhunde, Gummibärchen, Comic-Figuren... Die Göttin wird ausgewechselt durch aktuelle Persönlichkeiten oder phantastische Gestalten, der Wagen selbst wird zum Rennauto, Kinderwagen oder Schneckenhaus. Das Tor wird zur Hafeneinfahrt und zum Portal für ein Schloss auf dem Meeresgrund, es wandelt sich zum Fußballtor, es erhält Wohnzimmer-Fenstervorhänge, und auf einmal steht es in der Kleinstadt zwischen Reihen von Fachwerkhäusern.
Ein kreativer Graphiker des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat anlässlich der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen 1990 die vier Regierungschefs der Alliierten – darunter Margret Thatcher – auf den vier Pferden der Siegesgöttin in Berlin einreiten lassen (zu sehen auf der Ausgabe 20/1990). – Im Heft 13/91 auf Seite 7 zeigt Der Spiegel, wie Richard von Weizsäcker die Friedensgöttin abgelöst und selbst die Zügel in die Hand genommen hat. Anstelle des Paniers trägt er ein Demo-Plakat mit dem Text Berlin muss Hauptstadt werden! (Die Kundgebung war bekanntlich erfolgreich.) – Auf dem Titel der Ausgabe 26/91 hat das Nachrichtenmagazin den Bundesadler aus dem Plenarsaal oben auf dem Tor niedergehen lassen. – Das Berliner Museum für Naturkunde ließ 1991 auf großen Plakaten einen Dinosaurier seine Siesta auf dem Tor abhalten, um für eine Ausstellung zu werben, die sich mit seinesgleichen befasste (wobei er die Quadriga vorsichtig unberührt ließ). – Greenpeace tauschte 1991/92 anlässlich einer Vortragsreihe über Energie für den Osten – aber ohne Atomstrom auf den Ankündigungen die Quadriga kurzerhand durch das Atom-Warn-Symbol und den Namen Greenpeace aus. - Auf dem Werbezettel für eine Veranstaltung und Photo-Ausstellung über unbezahlte Hausfrauenarbeit im Jahre 1993 ersetzte eine Mutti mit Kinderwagen die Göttin in ihrem Fahrzeug. – 1993 erhielt ich einen Aufkleber des Käferclubs Berolina e.V. in Berlin-Pankow, auf dem die Göttin dem Kultauto den Platz räumen musste. – Der Spiegel-Titel 23/94 hält fest, wie es sich ein pfeifenrauchender deutscher Gartenzwerg oben auf dem Tor bequem machte. Und dann meinte das Blatt noch, wir Deutschen seien verkrampft. (Unmöglich so etwas, finden Sie nicht auch?) – Die Edition Incognito, Berlin, hatte um 1995 eine Ansichtskarte im Programm, auf der man in einer milka-farbenen Alpenlandschaft das Tor mit der bewussten Kuh obendrauf sehen kann. – Übrigens hat Der Spiegel die Göttin mit ihren Rössern mehrfach noch viel weiter rennen lassen. Auf der Ausgabe 49/96 (Berlin Baustelle der Nation) setzt der antike Streitwagen über einen Berg von Bausand, und auf dem Titel von 45/99 (Großmacht Deutschland) kann man sehen, wie das Gespann über den ganzen Globus hinweg trabt. – Das Veranstaltungslogo einer Hochschul-Fußball-Ausscheidung in Berlin im Jahre 1997 zeigt das Tor mit einem Fußball anstelle der Quadriga. – Marlene Dietrich posiert auf dem Spiegel-Titel 29/2000 nicht mehr auf dem gewohnten Barhocker aus dem Blauen Engel, sondern sie sitzt in gleicher Aufmachung... na, Sie können sich schon denken wodrauf, und außerdem glotzt da noch aus dem Hintergrund Hitler ins Bild. – Während der Verhüllung des Tores anlässlich der Restaurierungen 2000 bis 2002 gab es wechselnde, recht originelle Bilder auf der Hülle von dem, was sich darunter befindet, und eines dieser Bilder zeigte die Göttin mit ihrer dazu gekommenen Zwillingsschwester. – Auf der Ankündigung der Berliner Themenfahrten im Klangbus von Dr. Susanne Oschmann 2001/01 hatten die Rösser auf einmal Pegasus-Flügel, und ebenfalls dabei waren zwei Zwergenmusikanten oben auf dem Tor. – Die Stiftung Brandenburger Tor der Bankgesellschaft Berlin ersetzte 2001 in ihrer Ausschreibung Jugend übernimmt Verantwortung die Quadriga auf einem stilisierten Brandenburger Tor durch eine graphische Komposition von 16 Schülern. – Interessantes ist dann noch von den Castor-Gegnern zu vermelden, die im November 2001 aus Lüchow-Dannenberg und anderswo nach Berlin angereist waren. Sie ließen nämlich in einem Internet-Auftritt anlässlich ihrer Stunkparade (ein Wort in Anlehnung an eine alternative Kölner Karnevalsveranstaltung), die vom Brandenburger Tor zur Gedächtniskirche führte, einen Trecker oben von dem Tor schräg herabfahren, ein wahrlich heiteres Bild. – Es gibt noch viel mehr von solchen Verfremdungen, und es kommen immer wieder neue hinzu...
Was sich schließlich die Bildenden Künstler, die Graphiker, Maler, Bildhauer, Aktions- und Assemblage-Künstler alles an Verfremdungen der Quadriga geleistet haben, geht auf keine Kuhhaut mehr. Es sei auf die entsprechenden Bücher mit den Abbildungen und Quellenangaben hingewiesen, insbesondere auf Arenhövel/Bothe und Hildebrandt et al. Besondere Hervorhebung verdient Jörg Immendorf, der in der Vor-Wende-Zeit bis 1985 an die 50 Darstellungen mit einem verfremdeten Brandenburger Tor, im besonderen mit einer verfremdeten Quadriga hervorgebracht hat – im Zusammenhang mit der künstlerischen Bewältigung des Deutschland-Problems (Ausstellungskatalog Jörg Immendorf von 1985 siehe Literaturliste).
Überhaupt gibt es nichts auf der Welt, was
nicht auch mit dem Brandenburger Tor im Ganzen oder mit der Quadriga zusammengebracht
werden kann. (Das dürfen Sie ruhig glauben.) Noch einige heitere
Beispiele: In der Jugendzeitschrift Bravo waren im Februar 1991
als Ergebnis eines Malwettbewerbs die Comic-Figuren der Turtles
auf lustigen Bildern zu sehen, wie sie zur Wende die Mauer am Brandenburger
Tor durchbrechen. – Der "Erfolgsbeter" Hanussen
– er hilft den Leuten hellseherisch, in der Lotterie und im Lotto
zu gewinnen – verbreitete 1992 in einer Werbe-Aussendung, die auch
für unsere Landsleute in den neuen Bundesländern bestimmt war,
ein Bild seiner selbst in Trance vor dem Brandenburger Tor. – Magnus
plan, der Szene-Führer der Schwulen in Berlin von 1992, bildet
auf seinem Titel zwei Jungs ab, wie sie sich vor dem Brandenburger Tor
umarmen. – Interessant für Brandenburger-Tor-Sammler ist sicher
auch das 1993 erschienene Quellenbuch für das Cyberpunk-Rollenspiel
Version 2.01D "Deutschland in den Schatten"
(Fantasy Productions GmbH, ISBN-Nr. 3-89064-708-1). Auf dem Titel
haben martialische, mit Feuerfackeln bewehrte Gestalten das Brandenburger
Tor erklommen und spielen ihr wildes Spiel in Deutschlands finsterer Zukunft
(Abbildung 34 siehe oben, im Anschluss an die Darstellungen mit den kämpfenden
DDR-Grenzsoldaten am Tor). – Mein Sohn, mit der Passion des Vaters
bestens vertraut, schenkte mir zum Geburtstag eine Kleiderbürste
in Gestalt des Brandenburger Tores (Blindenwerkstatt von Berlin, Oranienburger
Straße 26). – Reisende "Deutsche Geschäftsmänner"
trugen Ende der 90-er den "beliebten Strumpf" (vulgo: Socken)
namens World Traveller
von Marco Redini, Berlin, dessen Paare mit einem durch das
Brandenburger Tor verzierten Heft-Karton über den Ladentisch gingen
(Abb. 41 siehe oben Kap. 5). – "Escort-Dienste" für
einsame Berlin-Besucher bilden auf ihren Prospekten meist nicht etwa eine
aufregende Nachtszene ab, sondern das Tor. – Im Jahre 2000 zeigte
Pro Retina Deutschland e.V., eine Vereinigung zur Bekämpfung
von Alterskrankheiten des Auges, in einem Werbeartikel, wie bei Sehstörungen
die Säulen des Brandenburger Tores ihre Form verlieren, und wie der
gefürchtete graue Fleck die Mitteldurchfahrt verdeckt. – Zu
Anfang des Jahres 2001 gab es eine Ansichtskarte von Manfred Schuer
(www.manfred-schuer.de)
mit sechs wahrlich strammen, ausgezogenen Kerlen mitten auf dem von der
Sonne beschienenen Pariser Platz, mit beifällig zuschauenden Touristen
im Hintergrund. (Es soll aber keiner glauben, dass es keine weiblichen
ausgezogenen Menschen vor dem Tor gab und gibt.)
Vorstehende, überwiegend heitere Zusammenstellung
ließe sich noch lange fortsetzen, auch rückwärts ins anfängliche
20. und ins 19. Jahrhundert. Richtig heiter ist aber erst unsere Zeit
geworden.
IV. Vorschläge für Einzelstudien zur Brandenburger Tor-Thematik
Bei den großen Zahl möglicher Einzelthemen im engeren oder weiteren Zusammenhang der Brandenburger-Tor-Thematik sowie bei der Vielfalt und Fülle des philatelistischen Materials kann unsere folgende Zusammenstellung von möglichen Einzelstudien nur beispielhaft verstanden werden. Engagierte Sammler werden noch vieles hinzufügen, ergänzen und modifizieren können. Entsprechende Themenlisten zu den nichtphilatelistischen Gattungen von Sammelobjekten, auch wenn sie der philatelistischen Materie nahe stehen (Münzen, Banknoten, Telefonkarten, nichtpostalische Marken etc.), wären in weiterem Zusammenhang zu erstellen. Wenn aber Belege aus diesen und weiteren Gattungen ein philatelistisches Thema ergänzen können, finden sie Erwähnung. Ansichts- und Bildkarten sollen wegen ihrer besonderen Bedeutung für eine Brandenburger-Tor-Sammlung dort wo es sinnvoll ist, im folgenden ergänzend berücksichtigt werden. (Siehe auch obiges Kapitel 4 "Die ‚Offene Klasse' in der Philatelie des Brandenburger Tores".) Wegen der vielen einzelnen Marken und Stempel, die oft auch interessante Themen repräsentieren, wird auf die Kataloge in der Literaturliste, Abschnitte 4 und 5, verwiesen.
Letztlich beachte man den folgenden Sachverhalt:
Sonderstempel und davon angeregte philatelistische Belege stammen naturgemäß
zu einem großen Teil aus Berlin. Gleichwohl ist die Liste der Stempel,
die von Orten außerhalb Berlins stammen (worunter auch solche aus
dem Ausland), nicht gering. Die auswärtigen Stempel und Belege dürfen
sicher ein besonderes Interesse erwarten. Jedoch sind sie deshalb nicht
von vornherein wertvoller.
14. Themen aus der frühen Zeit
95 Berlin um 1650 - Die Linden. Ausgabe Berlin (Kat. Mi. 218). Die Linden rechts im Bilde. |
|
15. Besondere Themen auf Ansichtskarten der Zeit bis 1918
Der größte Teil der Ansichtskarten bildet
zur Hauptsache das BT an sich ab. Karten, die Besonderes zeigen, beanspruchen
erhöhtes Interesse. Beispiele:
17. Nachkriegszeit, Bundesrepublik und Berlin
19. Weiter mit Gesamt-Deutschland seit 1989
20. | Umfangreiches Thema
Das Berlin-Logo der Berliner Behörden und der Partner für Berlin, mit Ergänzungen |
21. Zur Gegenwart hin
22. Abschließende Anmerkungen zur Sammlungs-Gestaltung
Man möge nicht denken, dass mit den bisherigen Ausführungen das Sammelthema "Brandenburger Tor" erschöpft sei. Es könnte noch viel mehr aufgeführt, ausgebreitet und in Zusammenhänge gebracht werden, zeitgeschichtlich, philatelistisch und an weiteren Gattungen von Sammelobjekten orientiert.
Die Fülle dessen, was sich beim bewussten
und vielfältig zielgerichteten Sammeln auftut und zusammenfindet,
bedarf der Sortierung und Ordnung wie auch der Präsentation. Damit
ist dem Sammler eigentlich nichts Neues gesagt. Meine folgenden Ausführungen
zur Sammlungs-Gestaltung haben subjektiven Charakter. Jedoch gilt allgemein,
dass ein Global-Sammelthema "Das Brandenburger Tor" ohne Spezifizierungen
keinen Sinn gibt. - Wegen Vorschlägen zur Blattgestaltung für
Exponate sei auf einschlägige Schriften und Bücher zur thematischen
Philatelie verwiesen. In diesen Schriften wird ausführlich über
die inhaltliche und formale Strukturierung von Themen gehandelt (wenn
auch öfter mit Einschränkungen, die sich aus dem "puristischen"
Thermatik-Verständnis der Autoren ergeben).
Wenn alles, was wir zusammen getragen haben, Freude und auch Entspannung
bereiten soll, muss ein "bewegliches System" darin sein (aus
dem heraus dann auch Exponate gestaltet werden können). Ich habe
Freude daran, immer wieder neu Erworbenes in das Bestehende einzufügen
und dann kontemplativ damit umzugehen. Ein Albumsystem sollte so konzipiert
sein, dass man nach Belieben Blätter einfügen und auch auf den
Blättern Veränderungen vornehmen kann. Oder man sammelt auf
Steckkarten unterschiedlicher Größe in entsprechenden Kartei-Kästen.
Für gegenständliche Sammelobjekte, etwa für Münzen
und Abzeichen, gibt es Boxen mit Schiebefächern. Bei den folgenden
Ausführungen denke ich insbesondere an Alben mit Ringmechanik, für
die es ganz verschiedenartige Blätter gibt, die wegen der gleichen
Heftungs-Norm vielfältig kombiniert werden können, nämlich:
Die einfachste Art zu sammeln wäre das Sammeln
nach Katalog. Man stellt zum Beispiel alle zum Sammelgebiet gehörigen
Marken, Sonderstempel, Telefonkarten usw. in ihrer Folge zusammen. Aber
ehrlich gesagt: Dann reicht es meistens auch aus, die Kataloge zu lesen.
Etwas anderes ist es schon, wenn zu einem Teilgebiet noch kein Katalog
existiert und man selbst an einem solchen arbeitet. Neue spezifizierte
"Unter-Kataloge" und Beleg-Vorlagen stoßen bei fortgeschrittenen
Sammlern immer auf großes Interesse, denn sie regen ja neue Aktivitäten
an. Um nur wenige Unter-Gattungen anzuführen, die nicht oder nur
pauschal katalogisiert sind: Etwa die "Omnibus"- Freistempel-Serien
von amtlichen Stellen mit dem Brandenburger Tor, wie sie zu besonderen
Anlässen erschienen sind, so die Serie zur Deutschen Einheit oder
diejenige zum 50-jährigen Gedenken der Luftbrücke; ferner amtliche
Ganzsachen mit privatem Zudruck einer Brandenburger-Tor-Abbildung und
/oder eines einschlägigen Textes. Die letzteren Belege sind sicher
für das Sammeln im Sinne der Offenen Klasse von Bedeutung.
Eine Sammlung zur Brandenburger-Tor-Thematik gewinnt durch ihre inhaltliche Strukturierung. Ein wesentlicher Gestaltungsgesichtspunkt ist hierbei naturgemäß die Geschichte, wobei die Ereignisse, die das Tor schon alle gesehen hat, Fixpunkte sein können. "Die Wende 1989" ist wohl der bedeutendste Fixpunkt. Andere markante Ereignisse früherer Zeit, die sich auch in der Sammlung niederschlagen, sind zum Beispiel: die Olympiade 1936 (mit sehr vielen, verschiedenen Gattungen angehörigen Belegen), oder das Jubiläum "200 Jahre Brandenburger Tor"1991... Nun soll hier nicht alles wiederholt werden, was bereits im vorausgehenden Kapitel 14 "Vorschläge für Einzelstudien..." steht. Um die historischen Fixpunkte kann man Weiteres gruppieren, zum Beispiel Ansichtskarten von vorher und nachher, echt gelaufene Briefe der betreffenden Jahre, natürlich - wenn vorhanden - weitere Marken-Emissionen, Telefonkarten, nichtpostalische Marken.
Der Verlauf der Zeiten wird aber nicht nur an den
besonderen Ereignissen und den sie betreffenden Belegen deutlich, sondern
auch an den vielen kleinen, philatelistisch dokumentierbaren Geschehnissen,
etwa einer Ausstellung oder einer Werbekampagne des Berliner Fremdenverkehrsamtes.
Dann gibt es aber noch die herausragenden Beleggruppen, namentlich solche,
die aus der Fortentwicklung von Nachrichtenwesen und Verkehr resultieren,
wie etwa die frühen Rohrpostbelege des Amtes im Brandenburger Tor,
die Briefe von den Zubringer-Flügen Berlin-Friedrichshafen für
die Südamerika-Fahrten der Zeppelin-Luftschiffe zu Anfang der Dreißiger
(jede Fahrt war ein Ereignis), auch Flugpostbelege bestimmter Jahre...
Bei einem Verständnis des Sammelgebietes als historischer und zeitgeschichtlicher
- die philatelistische Betrachtungsweise erweiternder - Dokumentation
stellt sich dem Sammler die Frage, ob dabei nicht angesichts der verschiedenen
Beleg-Gattungen die Übersicht verloren geht. Allerdings ergäbe
es keinen Sinn, ganz streng chronologisch alle verschiedenen Sammelobjekte
und Belege hintereinander zu ordnen. Mal ein Freistempel, dann ein Sonderstempel
und ein Flugpostbeleg, eine neue Marke, ein ausländischer Brief,
dann wieder eine Ansichtskarte, eine Telefonkarte und eventuell noch ein
Kaffeerahm-Deckel und ein Zündholz-Etikett mit Darstellungen, die
genau in die betreffenden Jahre passen ... so sollte man die Beleg-Gattungen
als solche doch nicht missachten. Gleichwohl möchte ich das Prinzip
"zeitgeschichtliches Bilderbuch" nicht aufgeben. Und darum teile
ich die Beleg-Gattungen in Komplexe oder Zusammenstellungen auf, die sich
dann über die Zeiten verteilen lassen. Absender-Freistempel zum Beispiel
kommen in der Weimarer Zeit, in der NS-Zeit, in der Nachkriegszeit, in
verschiedenen zeitlichen Phasen der Bundesrepublik, in der DDR und in
der Nachwendezeit jeweils geschlossen in den Alben vor. Mit allen weiteren
Beleggruppen kann man es ähnlich machen. Aus einem differenzierten
Inhaltsverzeichnis lässt sich dann ersehen, in welcher Zeitphase
- d.h. in welchem Album - man Freistempel Teil 1, 2, 3 usw. findet. Oder
wo Sonderstempel-Gruppen, Ganzsachen-Gruppen und alle anderen Gattungen
vorkommen. Aber manchmal sind auch innerhalb einer zeitlichen Gruppe besondere
Hervorhebungen sinnvoll. Die Sonderstempel des Kuratoriums Unteilbares
Deutschland etwa - im Rahmen der Sonderstempel Bundesrepublik insgesamt
- wollte ich doch alle mit zugehörigen Belegen beieinander lassen.
Das von mir besonders geschätzte Teilthema "Der Reichstag und
das Brandenburger Tor" hinwiederum (es geht über die philatelistische
Seite hinaus) ist in meiner Sammlung seit der Weimarer Zeit durchnumeriert
in acht Zeitphasen mit jeweiligen kleinen Zusammenstellungen von Belegen
an verschiedenen Stellen vertreten...
Ab der Wende 1989 erschienen die Brandenburger-Tor-Belege nach den vorausgegangenen, für die Thematik ziemlich "dürftigen" Jahren auf einmal sehr reichlich. Bis heute habe ich Gefallen daran, die seither erschienenen Sammelobjekte chronologisch hintereinander zu ordnen, genauer: einfach alles ins Album einzufügen, wie es erscheint - mit Ausnahmen: Die Telefonkarten, die in den 90-ern ihre große Zeit hatten, müssen schon in Gruppen zusammengefasst ins Album eingefügt werden. Die Jahrtausendwende wiederum ist mit zahlreichen philatelistischen Belegen, die unser Bauwerk zeigen, besondere zusammenhängende Seiten wert. Für die Einführung der Euro-Währung, die sich philatelistisch auch im Brandenburger-Tor-Zusammenhang zur Geltung gebracht hat, gilt Gleiches. Die Ansichtskarten mit dem Brandenburger Tor, die seit zwei Jahrzehnten eine interessante Entwicklung hinsichtlich Gestaltung und Design durchmachen, benötigen, abgesehen von denjenigen Ausgaben, die der ergänzenden Information im philatelistischen Zusammenhang dienen, eigene Alben.
Sofern dem Leser die vorstehenden letzten Abschnitte
als Plauderei vorgekommen sind, so ist das beabsichtigt. Gerade die aktuellen
Aspekte unserer Thematik sollten wir in aller zwanglosen Gelöstheit
verstehen, und natürlich darauf achten, dass wir wichtige Neuheiten
nicht verpassen. Die Zukunft hält für den Brandenburger-Tor-Sammler
sicher noch manche Überraschung bereit.
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